Eine unglaublich weiche und sanfte Stimme, poetische Songtexte und ganz viele ungefilterte Emotionen. Das sind nur einige Attribute die Revelle und ihre Musik beschreiben. Irgendwo zwischen Poesie und Musik bewegt sich die junge Wahlberlinerin mit ihrer Kunst. Im Rahmen der „was wenn alles gut geht?“ Tour, macht Revelle auch in Frankfurt Halt, wo wir sie zum Interview treffen durften.
Frequenz: Was hat es mit deinem Künstlernamen auf sich? Wie ist dieser entstanden?
Revelle: Revelle kommt von ‘le rêve’, das ist der französische Begriff für ‘der Traum’ und ‘elle’ heißt ‘Sie’ auf französisch und das heißt sinngemäß ‘die Träumerin’. Den Namen habe ich mir mit 14 damals einfach selbst gegeben. Schon bevor ich Musik gemacht habe war das immer mein Künstler- und Spitzname.
Woher nimmst du die Inspiration für deine Songs?
Aus dem Leben, aus meinen eigenen Erfahrungen und Beobachtungen. Also eigentlich immer aus dem, was passiert, was einen nachdenklich macht. Das, was ich verarbeiten und loslassen will, packe ich in Songs.
An der Stelle würde ich gerne genauer auf einen Song eingehen. „Ich schreib dir“ ist ein Song den du zusammen mit Benne geschrieben und veröffentlicht hast. Geht es in diesem Song um persönliche Erfahrungen?
Oft ist es so, dass man beim gemeinsamen Songwriting durch Gespräche auf Themen stößt, die beide schon erlebt haben. Ich glaub es sind diese Situationen, in denen man nachts jemandem schreibt und hofft, dass derjenig noch wach und da ist. Das haben wir beide in dem Moment gefühlt und dann haben wir eben über diese Situation geschrieben.


Gibt es einen Song von dir, der dir besonders viel bedeutet? Wenn ja, warum?
Natürlich ist mir jeder Song wichtig. Es gibt mehrere Songs, die einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben. Ich glaube einer der wichtigsten Songs, die ich jemals geschrieben habe, ist ‘immer nur liebe’. Das ist ein Song und ein Brief an mein Herz. Während meiner Schulzeit so mit 15/16, war ich nicht so ganz mit mir im Reinen. Ich hatte irgendwie ein Problem damit, dass ich so emotional und sensibel bin, und ich hab mich selbst und mein Herz dafür voll gehasst. Und dann habe ich irgendwann mal einen Liebesbrief an mein Herz geschrieben -ein Dankeschön- und das ist dann ‘immer nur liebe’ geworden.
Die Themen deiner Songs sind ja oft auch ziemlich persönlich. Wie fühlt es sich an die eigene Gefühlswelt und Gedanken mit so vielen Menschen zu teilen?
Bei mir ist es tatsächlich so, dass ich im Studio gar nicht daran denke, wenn ich schreibe. Ich denke dann nicht: „Okay, das hören jetzt so viele Menschen.“ Ich will einfach eine Geschichte, ein Erlebnis oder einen Moment so detailliert, genau und ehrlich wie möglich aufschreiben. Es ist wie ein konservierter Moment. In dem Moment ist es mir dann das Wichtigste, dass über dieses Gefühl alles gesagt ist.
Es gibt mehrere Songs, die einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben.
Ich denke dann nicht daran, dass das so viele Menschen hören. Es ist natürlich crazy, wenn die Songs dann veröffentlicht werden und Tausende oder sogar Millionen von Menschen sie hören – und dann auch noch bei Konzerten mitsingen. Dass so viele Menschen es später hören, ist dann eher ein Side-Effekt. Das realisiert man gar nicht direkt.
Wie findest du es, als weibliche Person in der Musikbranche zu arbeiten? Hast du das Gefühl, dass es Herausforderungen gibt, die männliche Künstler nicht in der gleichen Weise erleben?
Das ist eine willkommene Frage am Weltfrauentag. Es ist eine Challenge – man muss sich auf jeden Fall mehr beweisen und durchsetzen. Man muss härter dafür arbeiten, ernstgenommen zu werden, gerade auch in Bezug auf die eigene Kompetenz. Ich bin sehr, sehr oft als Songwriterin für andere tätig, und in Songwriting-Camps gibt es oft nur ein oder zwei weitere Frauen außer mir. Für mich ist es total wichtig, da auch mal unangenehm zu sein und solche Ungleichheiten aufzudecken. Ich arbeite mit ganz vielen tollen Männern zusammen, aber trotzdem ist es wichtig für dieses Thema eine Sensibilität und Awareness zu schaffen und mehr Frauen eine Plattform zu geben. Deshalb habe ich auf meiner Tour sowohl einen weiblichen als auch einen männlichen Support dabei – einfach, um beides sichtbar zu machen. Mir ist es super wichtig mit Frauen zu arbeiten: Meine Tour-Managerin, meine Mercherin und meine Drummerin sind alle weiblich. Das bedeutet mir viel, weil wir so eine echte „Sisterhood“ repräsentieren.
Ist Emmi mit auf Tour?
Ja, Emmi ist mit auf Tour. Sie ist gerade bei Enna am Merch und ist das ganze Unterwegssein und Reisen gewöhnt. Ich habe sie immer überall dabei, auch im Studio. Ich glaub auch, dass sie eine gute Zeit mit allen hat. Sie wird die ganze Zeit immer abwechselnd gestreichelt. Ich glaub sie bekommt selten so viel Aufmerksamkeit wie jetzt.


Was darf bei dir auf Tour auf keinen Fall fehlen?
Mein Hund Emmi – und mein Welleisen für meine Haare.
Du und Gregor haben ja einen gemeinsamen Song „dass liebe schön sein kann“. Dabei handelt es sich um eine leicht abgeänderte Version deines Songs „Weißer Pickup“. Wie kam es, dass du den Song nochmal mit Gregor aufgenommen hast?
Das war eigentlich super lustig. Ich hatte den Song damals alleine geschrieben, und Gregor hat dann irgendwann ein Cover gemacht – zu dem Zeitpunkt war das Album aber schon draußen. Ich fand das Cover aber so schön und cool, weil der Song eigentlich nur ein Albumtrack war den ich aber schon immer sehr stark fand. Manchmal werden vom Label andere Songs priorisiert, und dann bleibt ein Song nur ein Albumsong.
In dieser verrückten Welt, in der wir gerade leben, ist es super wichtig, den Fokus auf die kleinen, schönen Dinge zu legen und sich nicht von den Umständen herunterziehen zu lassen.
Als Gregor dann das Cover gemacht hat wusste ich, dass wir den Song gemeinsam noch einmal rausbringen müssen. Wir haben dann eine neue Produktion gemacht und Vollgas gegeben. Es war mega schön, dass dieser Song nochmal eine Chance bekommen und so viele Menschen erreicht hat. Das hat mich so unfassbar glücklich gemacht. Gregor ist ja auch einer meiner besten Freunde, und wir haben noch einen gemeinsamen Song, “wir bleiben”. Deshalb war es auch einfach schön, wieder gemeinsam ins Studio zu gehen.
Gibt es einen Künstler mit dem du unbedingt mal zusammenarbeiten möchtest? Wenn ja, wer wäre das und warum?
Ich glaube, eine Person, mit der das richtig gut funktionieren könnte, wäre Philipp Poisel. Ich glaube tatsächlich, dass das super gut matchen könnte. Wir hatten noch keine Berührungspunkte, aber vielleicht irgendwann. Ansonsten habe ich ganz, ganz viele Kollegen und Kolleginnen, mit denen ich auch schon im Studio war – da kommen auch noch einige Songs. Ich will unbedingt mal ein weibliches Feature machen. Ich liebe ja auch Madelin Juno, mit ihr war ich auch gemeinsam auf Tour und könnte ich mir das auch super gut vorstellen. Aber meine Liste an Freunden und Kollegen, mit denen ich gerne zusammenarbeiten würde, ist noch lang.
Welche drei Wörter beschreiben deine Musik am besten?
Ehrlich, Bittersüß und Emotional

Würdest du dich selbst eher als Optimist, Pessimist oder Realist beschreiben?
Eine Mischung zwischen Optimisten und Realist, aber ich würde mich eher auf die Optimismus-Seite zählen. Ich bin auf gar keinen Fall Pessimist. Ich gehe immer vom Guten aus und ich habe auch so eine “toxische Positivität”. Selbst wenn etwas Schlimmes passiert, versuche ich, mich auf das Positive zu fokussieren und mich nicht herunterziehen zu lassen. Trotzdem ist es wichtig, in gewissen Momenten einen realistischen Blick auf die Dinge zu haben.
Gibt es zum Abschluss noch etwas, dass du den Lesern sagen oder mitgeben möchtest?
Das sage ich tatsächlich auch während meiner Konzerte: In dieser verrückten Welt, in der wir gerade leben, ist es super wichtig, den Fokus auf die kleinen schönen Dinge zu legen und sich nicht von den Umständen herunterziehen zu lassen. Es ist wichtig, sich daran zu freuen, dass man Menschen hat, die für einen da sind, mit denen man lachen kann und die einen berühren. Ich glaube das ist das Wichtigste. Und natürlich möchte ich sagen: Hört euch mein Album an, wenn es am 2. Mai erscheint!
Danke, für deine Zeit.
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