Mit Golden Rules wollen Johannes Riedel und Fabian Schuetze aus Leipzig für die reiche Kultur des Soul&Funk begeistern.
Frequenz: Ihr wollt den Soul&Funk zu den Leuten zurückbringen, was fasziniert euch an dieser Musik?
Johannes von Golden Rules: Wir sind in erster Linie beide Liebhaber dieser Musik und sammeln Platten. Vom Hip Hop kommend und viel mit Samplings zu tun, arbeite ich mich seither stetig durch die Soul&Funk-Welt sowie auch Organic Grooves. Das ist die Basis; wir wollen das weiter vorantreiben, allerdings wollen wir das modern denken: nicht nur Label, sondern auch eine Plattform für die Geschichten hinter dieser Musik und ihrer Szene sein.
Frequenz: Auf eurem Label habt ihr schon mehrere Sampler mit aktueller Soulmusik herausgebracht. Wie kam es dazu?
Johannes: Bevor wir mit Golden Rules gestartet haben, war ich schon viel in der Soul-Szene in ganz Europa unterwegs und habe viele Konzerte organisiert. Dadurch war ich schon sehr weitreichend vernetzt mit Labels und Künstler:innen. Während der Pandemie entstand dann die Idee, jedes Jahr einen Sampler zu kuratieren, der die aktuelle Soulmusik vom Newcomer bis zur Speerspitze mehr ins Rampenlicht rückt.
Frequenz: Euer Sampler Soul Treats geht ja fast schon in eine entspannte Low-Fi Richtung. Wollt ihr damit bewusst die Genres verbinden und den Soul&Funk weiterdenken?
Johannes: Ja, genau, dieser Gedanke des Samplings ist super interessant. Mit alten Originalen entsteht so ein komplett neuer Vibe. Damit können wir Hörerschaften, die mit Soul&Funk jetzt noch nicht direkt in Verbindung gekommen sind, aber vielleicht schon die ganze Zeit Musik hören, die ihren Ursprung genau dort hat, gewinnen. Das war ein spannendes Projekt für unsere Beatmaker.
Frequenz: Ihr seid ja aus Leipzig, wie sah es eigentlich in der DDR mit Soul&Funk aus?
Johannes: Ich beschäftige mich viel damit, was da das AMIGA-Label veröffentlicht hat. Da gibt es auf jeden Fall ein paar sehr scharfe Funk- und Soul Sachen. Zu DDR-Zeiten gab es viele sogenannte Beat-Gruppen – das war Soul&Funk – und viel Musik mit deutlichen Jazz- und Soul-Einflüssen. Es gibt einige Sachen, die völlig unter dem Radar sind, und da ist bei uns gerade was in Arbeit.
Frequenz: Sind der Soul&Funk in den letzten Jahren wieder mehr ins Bewusstsein gerückt?
Johannes: Total! Wenn man sich so das Musikgeschäft anschaut, dann ist da ganz viel Soul&Funk vertreten. Natürlich oft adaptiert und modern aufgenommen, aber die Ursprünge sind klar erkennbar, die Rhythmik, der Groove. Da hat sich viel getan in den letzten Jahren. Gleichzeitig haben viele Labels zum einen durch Wiederveröffentlichung, zum anderen durch neue Acts diese Entwicklung erfolgreich vorangetrieben. So konnten viele neue Hörer:innen, die vielleicht vorher noch nicht so viel mit diesen Genres in Berührung gekommen sind, für diese organische, handgemachte Musik des Soul&Funk gewonnen werden.
Frequenz: Wie würdest du sagen, dass sich Soul&Funk gewandelt haben?
Johannes: Die textliche Relevanz hat abgenommen. Die Texte im Soul&Funk der 1960er und 70er Jahre waren wesentlich politischer und oft von der Situation der schwarzen Menschen geprägt. Nun geht es mehr um die positiven Vibes in dieser Musik. Es gibt natürlich viel moderne Aufnahmetechnik, aber der Sound bleibt authentisch. Oft wird dafür heute noch analog aufgenommen. Bei manchen Releases kann man gar nicht genau sagen, ob die heute oder damals entstanden sind.
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