Unbeschwerter Samba aus Brasilien, Synth- und Dance-Beats voller Queerness aus den USA und Zartmann direkt aus Berlin-Schönhausen. Das sind die aktuellen Tipps aus der Redaktion, die unbedingt auf euren Radar gehören!
Backxwash – Only Dust Remains

Wenn Ashanti Mutinta rappt, klingt es, als verkörpere sie den Schmerz und die Hoffnungslosigkeit all der Unterdrückten. Die Kinder in Gaza, die Menschen im Kongo, die vergewaltigten und entrechteten Frauen dieser Welt: Sie alle sollen in Mutintas skandierenden Flows, in ihrer messerscharf anklagenden Stimme Ausdruck finden. Die sambisch-kanadischen Musikerin, besser bekannt als Backxwash, verarbeitet auf diesem Album kollektive ebenso wie eigene Traumata mit politischer und musikalischer Radikalität. Die Arrangements balancieren Härte und Melodik auf beeindruckende Weise. Zum klanglichen Arsenal dieses Albums gehören verzerrte Synthesizer, urtümlicher Hintergrundgesang, widerhallende Rock-Perkussion, spacige Klavier-Loops und abgeschnittene Gesangssample. „Only Dust Remains“ ist ein schonungsloses Album. Vor allem aber ist es ein befreiendes.
Marina Sena – Coisas Naturais
Weitaus unbeschwerter geht es auf „Coisas Naturais“ zu. Das dritte Album der brasilianischen Sängerin Marina Sena versprüht eine Leichtigkeit, die sowohl tanzbar als auch verführerisch wirkt. Darauf verbindet die 28-Jährige die traditionelle Populärmusik ihres Heimatlandes mit westlichem Pop. Das gelingt meist auf sehr geschmackvolle Weise: Auf „Sem Lei“ windet sich Senas sinnlicher Gesang um einen Samba-Groove, der später von treibenden Blasinstrumenten abgerundet wird. Das Funk-inspirierte „Mágico“ baut sich zu einem explosiven Refrain auf, während „Anjo“ von einem flippigen E-Piano und verzerrter Gitarre angetrieben wird. Mit „Coisas Naturais“ liefert Marina Sena schon im Frühjahr den passenden Soundtrack für den anstehenden Sommer.
Rebecca Black – SALVATION
Eine halbe Ewigkeit ist es her, als die damals dreizehnjährige Rebecca Black 2011 mit „Friday“ zur Meme-Sensation wurde. Die Berühmtheit sorgte auch für negative Reaktionen und trotz allem blieb die amerikanische Sängerin bei der Musik. Seit 2017 überzeugt sie immer wieder mit ihrem Synth- und (Hyper-)Pop. Einen weiteren Schritt zu ihrem eigenen Sound bietet dieses Jahr ihre zweite LP „SALVATION“. Über intensive Synths und Dance-Beats singt die mittlerweile Siebenundzwanzigjährige über ihre Queerness, ihre religiöse Kindheit und das Vertrauen in den eigenen Partner. Songs wie „Sugar Water Cyanide“ driften dabei vertiefter in die Hyperpop-Schiene, während Songs wie „Tears in My Pocket“ unglaubliches Ohrwurmpotenzial bieten. Mit einigen Überraschungen und geballter Power lädt dieses Album zum Tanzen ein. Das einzige Manko ist wohl wirklich die Länge von nur 21 Minuten.

SPELLING – Portrait of my Heart
Mittlerweile scheint es Tradition zu sein, dass SPELLING uns alle zwei Jahre mit einem neuen Album überrascht: Auf „Portrait of My Heart“ präsentiert die amerikanische Popmusikerin einen neuen, rockigen Sound. Ihr Abtauchen in die 90er-Rockszene zahlt sich dabei aus. Bereits in den ersten Zeilen werden die Motive dieses Albums klar: „I don’t belong here“. Ängste über die eigene Entfremdung und Schemen vergangener Liebesgeschichten ziehen sich über einprägsame Gitarrenriffs und anschwellende Drumsets. Dabei wandert SPELLING lyrisch bewusst mehrdeutig, sodass jeder seine eigenen Sorgen und Hoffnungen auf diese Songs projizieren kann. Ein Listen ist definitiv der letzte Song „Sometimes“, ein Cover des My Bloody Valentine’s Song „Loveless“ wert.
Zartmann – Schönhauser
Zartmann – ein Name, den man sich mittlerweile in der deutschen Indie Branche nicht mehr wegdenken kann. Der Berliner Musiker veröffentlichte am 04. April 2025 seine neue EP „Schönhauser“ mit insgesamt acht Tracks. Der Titel und gleichnamige Song der EP, mit keinem geringeren Feature als Gustav von 01099, spielt auf seinen Berliner Stadtteil Schönhausen an. Dieser stellt eine ganz besondere Rolle im Leben des Berliners dar, welcher es schafft, mit seiner neuen EP direkt die Herzen der Zuhörer: innen zu erreichen. Mit den tiefgründigen Texten in Titeln wie „für immer?“ und „dein dudenkstsoschön“ kann man in die authentischen und persönlichen Geschichten von Zartmann eintauchen. Besonders hervorzuheben ist die Zusammenarbeit mit Max Raabe in „lass es gehen“. Die Produktion ist abwechslungsreich und kreativ, was Zartmanns Vielseitigkeit und künstlerischen Anspruch unterstreicht. Insgesamt liefert die EP eine bemerkenswerte Mischung aus musikalischer Innovation, sowie einer sehr emotionalen Gefühlswelt, welche Zartmanns eindrucksvollen Aufstieg in der Musikbranche erneut bestätigt.
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