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Auf dem Radar – April

23. April 20245 Min. gelesen

Afro-Indie Beats von der westafrikanischen Küste, akustischer Punk aus Nürnberg bis hin zu funkigem R&B unter der californischen Sonne. Hier sind die Tipps aus der Redaktion, die auf den Radar gehören.

Foto: Taya Chernyshova

MAIKA – Holy Noon

“Es braucht noch tanzbare Songs mit Tiefe”. Als die Essener Musikerin MAIKA zu dieser Erkenntnis kam, war die erste Hälfte ihres Debütalbums “Holy Noon” bereits aufgenommen. Die Synthies angeschmissen und Kate Bush im Ohr kam so das kapitalismuskritische “Little Lizard” auf die Platte. Doch hier ist nicht nur New Wave. Auf dem Album ist eine atemberaubende stilistische Bandbreite voller Harmonie von Jazz bis Post-Rock zu entdecken. Dazu säuseln poetisch-kunstvolle Texte mit einer zerbrechlich zarten Stimme durch die Songs. Die ausgebildete Jazz-Komponistin kitzelt zusammen mit einem wohl zusammengestellten Quartett lasziv-hypnotisch die Sinne und kennt dabei wenig Genregrenzen. 

Hallway – Hallway

Self – titled und selbstgemacht, betritt die junge Münchner Band Hallway die Bühne mit einer Debüt-EP, die wie ein Versprechen klingt. Die verträumt atmosphärischen Shoegaze/Coming of Age Indie/Post Dreampop Grundlagen der EP sind gleichzeitig vertraut und befremdlich – wie etwas, was man schonmal gehört hat und doch erfrischend neu ist, wie etwas, was in andere Gedankenwelten entführt und doch persönlich berührend bleibt. Getragen von gebirgsbachklarem Gesang entfalten sich über den Verlauf des Ganzen mitreißende, interessante und schlicht schöne instrumentalische Mixturen, die Lust auf mehr machen. Hallway ist ein Auftakt, so hofft man: ein identitätsstiftender Ausgangspunkt für eine Vertiefung des hier Präsentierten.

Melonball – eup nea 

Das Cover zur EP „eup nea“ Foto: Melonball

Unplugged, ganz entblößt, das kann neue Sound-Perspektiven schaffen oder total nach hinten losgehen. Reduziert, intim und temperamentvoll klingt dies auf der neuen EP „eup nea„der Nürnberger Pop-Punk Band Melonball. Auf den fünf akustischen Interpretationen der Songs von ihrem Debütalbum rückt die Stimme von Sängerin Olivia in den Fokus. Diese hetzt nicht zu peitschenden Gitarren durch die Songs, sondern entfaltet sich kraftvoll und mit viel Volumen. Durch dieses Arrangement abseits vom kratzig-lauten Punk bekommen die sozialkritischen Botschaften eine intensivere Wirkung. Ganz ohne kleine elektrische Tupfer kommt die EP aber doch nicht aus, wenngleich die E-Gitarre auf “Move your Mind” perfekt eingesetzt ist. 

Foto: Koria

Lass – Passeport 

Ansteckende Grooves und eine goldene Stimme, damit legt der senegalesische Sänger Lass die moderne afrikanische Musik ganz neu aus ohne die Tradition aus den Augen zu verlieren. Nach seinem viel gelobten Debütalbum und einer großen Tour über die bekanntesten Jazz-Festivals ist “Passeport” durchflossen von fiebrigen Afro-Indie-Beats. Seine Themen sind gespickt mit Erinnerungen an seine Kindheit im Vorort von Dakar. Neben den warmen Rhythmen überzeugt diese Platte mit lebendigen Instrumentalparts und Soli. Neben Einflüssen von der westafrikanischen Küste, kommen auch kubanische und brasilianische Vibes dazu.   

Seafood Sam – Standing on Giant Shoulders

Wenn Seafood Sam zu verstehen gibt, er stehe auf den Schultern von Riesen, meint er damit wohl seine musikalischen Vordenker: West-Coast-Größen wie Snoop Dogg oder den R&B- und Jazz-Produzenten Quincy Jones. Mit seinem Debütalbum „Standing on Giant Shoulders” knüpft der junge Rapper aus Long Beach nahtlos an deren musikalisches Erbe an. Seine Flows zerschmelzen wie Butter auf den heißen 80er-Funk-Grooves. Üppige Bläser-Arrangements und funkelnde Synthies begleiten seinen Vortrag mit sommerlichem Glamour und Retro-Charme. Doch Seafood Sam würdigt auf diesem Album nicht bloß die Vergangenheit, sondern steuert selbstbewusst Richtung Zukunft.

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Balthasar Zehetmair - Redaktion

Sucht den Sinn des Lebens in Bob Dylan Songtexten und findet ihn bei den Wildecker Herzbuben. Meistens in Schallplattenläden und immer mit Kopfhörern auf den Ohren zu sehen.

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