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Auf dem Radar – Februar

25. Februar 20254 Min. gelesen

Indie-Rock mit viel Familiengeschichte, sanfter Post-Punk aus Berlin und HipHop mit Memes und Gesellschaftskritik. Hier sind die Tipps aus der Redaktion, die auf euren Radar gehören.

Youth Lagoon – Rarely Do I Dream

Vor knapp zwei Jahren fand Trever Powers, Singer-Songwriter und Gesicht hinter dem Künstlernamen Youth Lagoon, eine Kiste mit alten Familienvideos. Die Erinnerungen an Ostereiersuchen und gemeinsames Baden inspirierten den 35-Jährigen zu seinem neuen Album. Auf diesem zoomt er wie eh und je hinein in den Alltag der mystifizierten US-amerikanischen Vorstadt, lässt seine persönliche Familiengeschichte aufleben, aber erschafft auch fiktive Charaktere. Powers‘ zurückhaltende Stimme gleitet über atmosphärisches Klavier, verträumte Gitarren, brummende Synths und rockige Gitarrensoli. Auf einem musikalisch vielseitigen Indie-Rock-Album zeigt er sich meist weniger verletzlich als in der Vergangenheit. Er klingt stattdessen warm, dankbar, hoffnungsvoll.

Paul Blume – Blume

Manchmal im Leben ist es wichtig einfach loszulassen, von einer Person, einem Ort oder einem Gefühl. Die Blume ist verwelkt und es tut gut loszulassen. Für Paul Blume liegt darin eine tiefe Wahrheit. In seiner Debütsingle „Blume“ nähert sich der Musiker aus Berlin dieser harten Erkenntnis mit sehr sanften Klängen an. So diffus die Gedanken dabei sind, so genau schafft es diese Single das Phänomen mit einem sehr kunstvollen Sound scharf zu umreißen. Schwebend und treibend zugleich umhüllt uns der Nebel beim Hören. So verwirrend und verschlungen, wir sehnen uns nach Klarheit und bekommen sie nicht. Wir bilden uns was ein (vielleicht ein Post-Punk-Riff, das sich anbahnt), eine Fata Morgana und am Ende verwelken uns doch die Blumen in der Hand. Ein konfuser Zustand, der viel Schönheit in sich tragen kann. Vielleicht nicht so offensichtlich.

Edgar Wasser / Fatoni / Juse Ju – Nein! Doch! Oh!

Gibt es eigentlich schon Meme-Rap? Wenn nicht, dann wäre dieser Song definitiv prädestiniert für dieses Genre. Das Trio Infernale des deutschen HipHop hat wieder zugeschnappt und gleich mal ein gemeinsames Album angekündigt. Einen Vorgeschmack darauf gibt nun diese Single, die nur so in popkulturellen Meme-Referenzen schwimmt. Hier Fußballer Florian Wirtz mit der „Normale Kartoffel? Auf die Eins“, dort Louis de Funès mit seinem „Nein! Doch! Oh!“ (mittlerweile ein generationenübergreifender Meme-Klassiker) oder Ned Flanders von den Simpsons. Doch es ist nicht nur Klamauk, zwischen den Zeilen lassen sich immer wieder auch – genial verpackt, wie gewohnt und geliebt bei Edgar, Toni und Juse – das ein oder andere Kommentar zum politischen Zeitgeschehen finden. Eigentlich ist dieser Song wie eine wilder Scroll durch die Instagram-Reels.

Luna Morgenstern – Heartbreak Hotel

Voll im popkulturellen Zeitgeist schwimmt Luna Morgenstern mit ihrer neuen EP „Heartbreak Hotel“. Ein metallener Sound, der den energiegeladenen Hyper-Pop von Charlie XCX aufgreift und mit pulsierenden Beats 90er-Rave-Vibes verstrahlt. Doch hinter den fünf Songs steckt hier ein tiefes Konzept und nimmt uns mit durch die vielschichtigen Phasen einer Trennung. Inspiriert von persönlichen Erfahrungen läd Luna Morgenstern zum Check-In in das metaphorische „Heartbreak Hotel“ ein. Voller Eskapismus, Tränen, verzweifeltem Festhalten versetzt ein haptischer Sound direkt in die Gefühlslagen.

©Anna van der Velde

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Balthasar Zehetmair - Redaktion

Sucht den Sinn des Lebens in Bob Dylan Songtexten und findet ihn bei den Wildecker Herzbuben. Meistens in Schallplattenläden und immer mit Kopfhörern auf den Ohren zu sehen.

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