Modern Pop aus Reykjavik, soulige Electronica aus Kalifornien und poetischer Post-Punk aus Mexiko. Hier sind die Tipps aus der Redaktion, die unbedingt auf euren Radar gehören.
Grito Exclamac!ón – Grito Exclamac!ón
Grito Exclamac!ón sind „auf der Suche nach einer Gegenkultur“ zu den heutigen Missständen. Auf ihrem Debütalbum drückt die vierköpfige Band aus Mexiko-Stadt diese Suche in scharfem, poetischem Post-Punk aus. Es ist ein Album, das unbequeme Wahrheiten und dreckige Sounds nicht fürchtet. Frontfrau Nana Pank singt selten, sie spricht und trägt in bester Slam-Manier vor, während sich flinke Gitarrenriffs abwechseln, zu Soli entwickeln und wie auf dem 7-minütigen „Intro“ in hypnotischer Weise steigern. Und dann gibt es Momente, in denen die Sängerin die Fassade der Kontrolle komplett aufgibt und wie ein Vulkan ausbricht: Dann ist es, als würde sie den Schmerz all der unterdrückten Frauen kanalisieren und all derer, die durch Gewinnstreben und Gentrifizierung vertrieben wurden. Als würde sie mit ihrer Stimme sprechen.
Swim Surreal – In The Half Light
Die britischen Elektronik-Legenden Zero 7 haben sich mit dem kalifornischen Soul-Crooner Swim Surreal zusammengeschlossen, um gemeinsam das Debütalbum »In The Half Light« zu schreiben und zu produzieren. Das Album entführt uns in eine andere Zeit, an einen anderen Ort und in eine andere mentale Dimension. Mit neun wundervollen Tracks, die zwischen ätherischen, sommerlichen Balearic-Klängen und souligen West-Coast-Pop schwingen, erzählt es eine Geschichte, die im Halbdunkel begann und dort weiterhin fortlebt. Vollgepackt mit einer warmen, üppigen sowie sanften Tempostimmungen ist dies ein aufregender Release.
Sycamore Tree – Scream Louder
Die Musik aus Island, die von der Insel im hohen Norden auf das Festland schwappt, geht immer ein besonderer Vibe aus. Manchmal poppig und amüsant, wie bei Of Monsters and Men, manchmal sphärisch und düster, wie bei Sigur Ros. Das Duo Sycamore Tree, direkt aus dem Kulturzentrum Reykjaviks, verknüpft diese zwei Welten in ihren Songs. In ihrer neuen Single „Scream Louder“ verweben sich so moderner Pop mit ätherischen Melodien. Besonders hervorsticht dabei die Stimme von Ágústa Eva Erlendsdottir, die hier nur so vor Energie sprudelt und damit schon einige Nominierungen bei Musikpreisen einfuhr.
Navy Blue – Memoirs in Amour
Eine tiefe Spiritualität durchdringt Navy Blues Musik, und das war nie so offensichtlich wie auf „Memoirs in Amour“. Auf seinem bisher kürzersten Album begibt sich der Rapper aus Los Angeles auf eine persönliche Sinnsuche. Mit viel Weitsicht und Reife beruft er sich auf seine Familiengeschichte, arbeitet eigene Fehler auf und sucht nach seinem Platz in der Welt. Sein besonnener Vortrag wird von meditativen Klavier-Loops, butterweichen Gitarrenparts und geschmackvollen Samples begleitet. Navy Blue beweist, dass man auch als Rapper ohne Klischees über Gott und Religion schreiben kann. Aus jeder Strophe dieses Albums sprießt die Absicht, Frieden mit sich selbst und der Welt zu schließen.
Commander Jules – seyfies
Bei Commander Jules hört man sofort heraus, dass sie wissen wie es geht Musik zu machen, die richtig voll, griffig und saftig klingt. Ihre neue Single ist eine Liebeserklärung an enge Freunde aus der Kleinstadt, die als „Seyfies“ bekannt sind. Mit Blick auf den Text schleudert Sänger Julius mit einem wilden Sammelsurium an Stickern und Insider-Witzen um sich, die auf den ersten Blick zusammenhanglos erscheinen. Dies wirkt wie die Nacherzählung einer unvergesslichen Partynacht, die am besten nie zu Ende geht. Doch je mehr man in den Song eintaucht, desto tiefer dringt man in die chaotische Gedankenwelt voller Wortspiele ein und beginnt, jede einzelne Zeile zu fühlen. Zu einem ansteckenden Rhythmus und Refrain groovt sich immer wieder eine kreischende Rock-Gitarre dazu und im Hintergrund hält ein extrem eingängiges Funk-Riff die ganze Party auf diesem Song lässig zusammen.
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