Alternative Rock aus New York, Pop-Rap über das Pflegen von Freundschaften aus Bochum und schonungslos-poetische Texte mit viel Punk und Folk aus Kanada. Hier sind die Tipps aus der Redaktion, die auf jeden Fall auf euren Radar gehören.
Nada Surf – New Propeller
Wenn eine Band, die seit über 30 Jahren mit ihrem Sound begeistert und schon so ein paar gute Hits aus dem Studio hervorbrachte, neue Songs herausbringt steht oft eine Frage im Raum: Können sie an diese Erfolge anknüpfen? Diesen Druck löste die Alternative Rock-Band Nada Surf aus New York City schon mit der ersten Single zu ihrem neuen Album, „In Front of Me Now“, von sich. Mit einem eingängigen Song zogen sie sogleich in die Billboard Charts ein. Langsamer und ruhiger legen Nada Surf nun mit „New Propeller“ nach. Darin geht es um die Reflexion über Veränderungen.
Chico Bernardes – Outros Fios
„Outros Fios“ klingt federleicht. Das zweite Album des brasilianischen Singer-Songwriters und Multiinstrumentalisten Chico Bernardes verbindet die traditionelle Musik seines Heimatlandes mit westlichem Folk, luftigen Pop-Refrains und psychedelischen Klanglandschaften. Von Bernardes‘ feinsinnigen Gitarrenspiel, seinen Bass- und Synth-Arrangements geht eine unmittelbare Wärme aus. Auch sein zartes Falsett setzt er meist sehr geschmackvoll ein und verleitet mit der sanften Aura seiner Musik zum Träumen.
Yann Song King – Ein kleiner Konzertbericht
Er ist ein Multitasking Talent und das zeigt er auf der Bühne. Er schreibt Gedichte, schreibt Lieder, spielt Gitarre und singt. Seine Songs sind eher humorvoll. Kein Wunder, fing er doch in der Corona Pandemie an. Und so versuchte er mit dieser Zeit und vieles mehr klarzukommen. Es gibt eine Hitparade mit den lustigsten Umdichtungen von Schlagern, mit denen uns Yann Song King durch die Pandemie begleitet hat: „Jenseits von Schweden“, „We Will Lock You“, „Ein bisschen Frieren“, „Sag mir, wo die Grippe ist“, usw. „Pandemie-Charts“ nennt sich der Spaß, den man sich auf Youtube anschauen kann. Damit hat der singende Sachse nicht nur für gute Laune gesorgt, sondern auch eine Chronologie der Ereignisse festgehalten, um einer „Geschichtsfälschung“ entgegenzuwirken; um zu verhindern, „dass sich Linien bilden, wo ein Zickzack war.“ Er fragt sich: „Wie kann man eine Krankheit so politisieren, noch dazu – das kommt jetzt raus – wenn genau die Leute, die sich als Feuerlöscher hervorgetan haben, am Ende die Brandstifter waren?“ Es wird schnell deutlich, dass bei Yann Song King eine tiefe Ernsthaftigkeit hinter den Possen steckt. Man merkt es auch an seinen Liedern über die Bedrohung durch den Krieg. Zwei Stunden gute Laune auch wenn es manchmal ins Absurde kommt.
Figur Lemur – Vergessen dass es dich gibt
Eine gute und lange Freundschaft, das ist viel Arbeit und es steckt viel Pflege dahinter. Einfach immer wieder nachfragen, wie es dem anderen geht und für jemanden dazu sein, dem es gerade nicht gut geht. Es sind die kleinen Signale, die so viel ausmachen und die in Zeiten von schneller Kommunikation auf Social Media und Co. oft verloren gehen. Freundschaften werden flüchtiger und wenn man sich dann doch zufällig wiedersieht, merkt man eigentlich, wie viel man an dieser Person hat. Genau darum geht es im neuen Song von Figur Lemur aus Bochum. Sanfter Pop-Rap, der uns ins Gewissen redet und sicher das ein oder andere Wiedersehen auslöst.
truck violence – Violence
Wenn er schreit, quillt aus Karsyn Henderson all die Wut und Enttäuschung heraus: über den wirtschaftlichen und moralischen Verfall der ländlichen Gebiete Westkanadas, über das Laster der Selbstzerstörung, die Angst, dass man ihn und seine Werke vergessen wird. Hendersons poetische Texte werden auf dem Debütalbum von truck violence von einem schonungslosen Vortrag kontrastiert. Seine gebrochene Stimme prallt auf verzerrtes Schlagzeug und elektrische Gitarren, die gelegentlich ins Meditative verfallen und von einem rustikalen Banjo begleitet werden. „Violence“ ist dynamisch und spannungsreich: eine schlagkräftige Mischung aus Screamo, Hardcore Punk und Folk.
Titelbild: Jannik Weu.
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