Indie aus Stuttgart, der uns aus dem Tief holt, experimenteller DIY-Sound direkt aus Oberbayern und anmutiger R&B mit TripHop-Akzenten aus Berlin. Hier sind die neuen Musiktipps aus der Redaktion, die auf den Radar müssen.
Bonheur – Wasted Kid
Manchmal fühlen wir uns einfach lost, verloren. Wenn alles wieder mal zu viel wird, irgendwelche Hirngespinste uns den Kopf verkleben und wir vor unseren Mitmenschen einfach nicht raus mit der Sprache rücken. Dieses verzwackte Problem das heutzutage viele junge Leute in ihren Zwanzigern befällt, wissen das Stuttgarter Indie-Quartett „Bonheur“ gut in ihrem neuen Song „Wasted Kid“ einzufangen. Sänger Lukas Klotzbach spricht uns direkt an. Mit einfachen wie durchdachten Zeilen bringt der Text die Verwirbelung der Gen Z in ihren eigenen Ansprüchen gut auf den Punkt und wirkt befreiend. Mit satten Drums und einer kraftvollen Hook ausgeschmückt beruhigt dieser Song, wäre mit mehr Wumms seitens der Gitarre gleichzeitig aber noch wirkungsvoller.
beißpony – The Small & The Many
Aus dem Kosmos des Kafe Kult ist 2006, mittlerweile schon lange her, die Band, das Projekt Beißpony entstanden. Versucht man dieses zu beschreiben, so wird man wahrscheinlich genau so experimentell wie die Musik auf dem neuen Album „The Small & The Many“ klingt. Hmm, vielleicht so: Ungeschliffener Pop zwischen Noise und Klangkunst und dezent queerfeministischen DIY-Punk-Spirit. Klingt gewöhnungsbedürftig, doch irgendwie wirken die neun Stücke alle auch auf ihre ganz eigene Weise unkonventionell gereimt. Effekte sind schön und akzentuiert eingesetzt, vereinzelte Stimmen von Laura Melis, die sich von Oxfort (UK) aus online zu den Aufnahmen geschaltet hat. Dieser spannende Sound, der sich immer wieder neu erfindet, hat beißpony schon auf so ein paar Festivalbühnen gebracht. Dazu passt es, dass ein Bienenhaus in der oberbayerischen Prärie als Aufnahmestudio diente. Ganz glokal.
Nat Harvie – „New Virginity“
Liebe und Schmerz liegen in Nat Harvies Texten ganz nah beieinander. Der eigene Körper ist mit anderen verwoben. Der Singer-Songwriter-Neuling aus Minneapolis beschwört Szenen beim Abendessen und im Bett der verstorbenen Großmutter eines Geliebten. Es sind Momente, die buchstäblich unter die Haut gehen. Harvies Gesang wird auf diesem Folk-Synthpop-Hybrid von verzerrten Gitarren, üppigen Bläser-Arrangements und pulsierenden Drum Machines begleitet. Zwar könnten Produktion und Songstrukturen noch feiner ausgearbeitet sein. Doch „New Virginity“ ist ein ehrliches und facettenreiches Album, das Lust auf mehr macht.
Mulay – Ghosting you
Anmutig, schön und selbstbewusst schaut Mulay in die Kamera. Und genauso klingt die neue Single „Ghosting You“ der Berliner Musikerin. Modern und am Puls der Zeit verbinden sich hier verschiedene Stile in einem Song. Süßer Gesang, der sich zartseiden durch den Song zwischen R&B-Rhythmen und feinen TripHop-Beats zieht. In ihrer Musik verarbeitet Mulay viele intensive und schmerzhafte Erfahrungen aus toxischen Liebesbeziehungen und findet darin viel Heilung und auch Wachstum.
Delaney Davidson – Out of My Head
Im neuen Album des Singer-Songwriters Delaney Davidson aus Neuseeland entfaltet sich ein breites „post-coronales“ Gefühlsspektrum. Von Wut und Verzweiflung bis hin zu Schutz und Liebe. Sanft instrumentiert und immer wieder mit üppigen Synthesizer-Arrangements des Co-Produzenten gespickt ist Davidsons Stimme angenehm zu hören. Manchmal klingt das mehr nach Country, manchmal mehr nach leichten Blues, aber auf jeden Fall ziehen die Songs mit ihren Stimmungen in ihren Bann.
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