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Auf dem Radar – Mai

5. Juni 20255 Min. gelesen

Weltall-verliebter Psychedelic Rock, melancholischer Retro-Pop und eine Menge Underground-Rap: Diese Neuerscheinungen gehören dringend auf euren Radar!

Psychedelic Porn Crumpets – Carpe Diem, Moonman

Aus dem Land Down Under wagen sich vier draufgängerische Jungs in die Weiten des Weltalls. „Carpe Diem, Moonman“ ist das siebte Studioalbum von Psychedelic Porn Crumpets, und es spielt, was australischen Psychedelic Rock der vergangenen Jahre betrifft, ohne Zweifel in der oberen Liga mit. Die Band findet eine eindrucksvolle Balance zwischen unerbittlicher Härte, Prog-inspirierter Atmosphäre und charmanter Eingängigkeit. „March for Pax Romana” knallt einen mit seinen massiven Gitarrenwänden, peitschenden Drums und elektrisierenden Synthesizern in ein anderes Universum. Dagegen gehört das flinke Gitarrenspiel auf „Qwik Maff” zu dem Dynamischsten und Meditativsten, was die Band musikalisch zu bieten hat. Psychedelic Porn Crumpets gelingt hier ein mitreißendes, ausuferndes und dennoch angenehm unprätentiöses Album.

Billy Woods – GOLLIWOG

Wer den US-amerikanischen Underground-Rap verfolgt, sollte Billy Woods längst auf dem Schirm haben. Durch seine Texte versorgt der New Yorker die Szene regelmäßig mit vielschichtigen Konzepten und geschichtlich-politischen Denkanstößen. Mit „GOLLIWOG” stellt er das Horror-Element seiner Musik in den Mittelpunkt. Benannt nach einer Kinderbuchfigur, die sich im Laufe der Geschichte zu einem rassistischen Code entwickelt hat, deckt dieses Album in klassischer Billy-Woods-Manier die subtilen Mechanismen von Macht, Ausbeutung und Kolonialismus auf – und entlarvt dabei immer wieder die Rolle des US-amerikanischen Staates. Doch Woods scheut nicht davor zurück, auch den Schrecken im Privaten aufzuarbeiten und erzählt auf dem erschütternden „Waterproof Mascara” von seinen Erfahrungen mit einem gewalttätigen Vater. Seine Produzenten tragen dabei zum beklemmenden Sound dieses Albums bei und beweisen, wie Woods selbst, eine Menge Liebe zum Detail.

Aesop Rock – Black Hole Superette

…und um gleich in dieser Nische zu bleiben: Auch Underground-Rap-Veteran Aesop Rock bringt auf seinem neuen Album wieder charismatische Flows und eine geballte Ladung Eloquenz mit. „I’m all of Alexandria’s information in aggregate“, protzt der wortgewandte Rapper und vergleicht seinen Wissensvorrat mit der großen antiken Bibliothek von Alexandria. Jedoch spielt er auf diesem Album nicht nur auf historische Ereignisse an, sondern auch auf Brettspiele, Süßigkeiten und allerlei Symbole der Tierwelt. Aesop Rocks Texte sind comichaft, witzig, skurril und entschieden metaphorisch. Die Beats vereinen atmosphärische Synth-Elemente, rockige Gitarren-Fragmente, melodischen Jazz und klassische 90er-Boom-Bap-Perkussion zu eingängigen, verkopften Grooves. Die eindrucksvollsten Momente sind jene, in denen Aesop Rock autobiografisch wird: als er vom Auftritt eines jungen Rappers erinnert, der möglicherweise sein eigenes vergangenes Ich darstellt oder sich an den Hamster erinnert, den er als Kind hatte. Es sind nostalgische Skizzen. Erinnerungsfetzen, die eine größere Geschichte erzählen.

Shura – I Got Too Sad for My Friends

Ein warmer Bass und legt das Fundament, ein Keyboard setzt ein, das Schlagzeug baut sich in jazzigem Rhythmus auf, während Shura die Tonleiter hochklettert. Später gesellt sich eine atmosphärische Klarinette dazu. „Leonard Street” ist ein erstklassiges Beispiel für die elegante Soundpalette, die Shura auf ihrem dritten Album bedient. Die gebürtige Britin lässt die 80er und 90er neu aufleben und manövriert gekonnt zwischen dezentem Funk und melancholischem Adult Contemporary. „World’s Worst Girlfriend” bleibt dank seiner simplen Keyboard-Line als grooviger Ohrwurm im Kopf, während das R&B-inspirierte Duett „If You Don’t Believe in Love” sanft und gemächlich seine Magie entfaltet. „I Got Too Sad for My Friends” ist das künstlerische Produkt der Selbstzweifel und Depression, die Shura zu Pandemiezeiten erlebte. In den Texten äußern sich romantische Entfremdung, Gedanken an den Tod und auch politische Orientierungslosigkeit. Doch bei aller Melancholie: Am Klang dieses Albums kann man sich wärmen.

Bild: Sophie Williams

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