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Auf dem Radar – Oktober

29. Oktober 20244 Min. gelesen

Momma – Ohio All The Time

©Avery Norman

Im Alternative Rock fühlt sich Momma pudelwohl, das ist gleich zu merken, wenn auf ihrer neuen Single „Ohio All The Time“ die Gitarren los dreschen. Im Musikvideo dreht sich zwischen Fish-Eye-Optik und – fast schon fetischen – Nahaufnahmen der Gitarre alles um eine gute, vor allem unbekümmerte Zeit mit den besten Menschen. So jugendlich, naiv und sorglos singen Etta Friedman und Allegra Weingarten von ganz neuen Perspektiven auf die Welt. Im Hintergrund brummen die Gitarren, fangen an warm und seelig zu kreischen. Seit ein paar Jahren lässt die Band aus Brooklyn so den Indie-Alternative-Sound der späten 80er wieder auferstehen.

Mirabelle Rose – Witch B*tch

©Ennio Baldini

Verzerrte Stimmen und Synthesizer, Loops, Effekte und gruselig düsterer, zähne-fletschender Gesang, so vielschichtig klingt die neue Single Witch B*tch. In dieser werden – passend zu Halloween – die Hexen und Freaks heraufbeschwört. Damit schafft Mirabelle Rose nicht nur einen atmosphärischen Indie-Pop-Soundtrack, sondern hinterfragt gesellschaftlichen Normen und will den Freak oder die Hexe in uns aufleben lassen. „Come to the circus of my mind/freaks and witches of all kind“. Neben der Musik auch als Regisseurin aktiv weiß Rose darum mit ihrem Sound ordentlich Kopfkino zu erzeugen.

Porridge Radio – Clouds In The Sky They Will Always Be There For Me

©Steve Gullick

Das neue Album der Briten markiert einen prägenden Moment des Erwachsenwerdens und ist inspiriert von Erfahrungen mit Burnout, der komplexen Welt der Musikindustrie, Herzschmerz und der künstlerischen Weiterentwicklung der Bandleaderin Dana Margolin. Ihr unerschrockener und selbstkritischer Schreibstil prägt das gesamte Album, das einige der eindrucksvollsten Songs der Band enthält, die sich behutsam über die Länge dieses aufbauen und eine tragische Intensität ausstrahlen. Es stellen sich fragen zur Identität und Kreativität, aber auch die frenetische und verzweifelte Liebe verarbeiten diese Songs. Wohl produziert von Dom Monks – bekannt von Big Thief – entfaltet sich ein pulsierender und kraftvoller Sound, voller Emotionen.

The Necks – Bleed

42 Minuten, eine Komposition. Das neue Album des Experimental-Jazz-Trios aus Australien. Einzelne Klaviertupfer geistern herum in einer düsteren Sphäre. Bedrückend und gleichzeitig so leicht und erhaben. Die Stille, das ist das bestimmende Thema dieses Werks. Die Stille kann völlig loslösen und in ganz neue, vielleicht unbekannte, fremde Gedankenwelten entführen. Nur wie oft ist es noch einfach nur still? Es ist ein großer, weiter Komplex, der oft gar nicht wahrgenommen oder gar aus der bloßen Angst davor verdrängt wird. Über 42 Minuten schwirren Orgel, Piano, Drums lose in einem Ambient-Raum herum, hier und da baut sich was auf, doch es bleibt undefiniert. Doch kommen die Musiker genau darüber dem Phänomen der Stille sehr nahe. Lange Kompositionen sind bei den Australiern nichts neues, die Länge ist vielleicht furchteinflößend, doch hier gilt es sich dem einfach hinzugeben, wie der Stille. Es lohnt sich und löst die Angst davor.

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