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Easy Rider – Die Suche nach Freiheit

24. August 20237 Min. gelesen

Auf den Harleys durch die endlosen Weiten Amerikas unterwegs. Der Kultfilm “Easy Rider” sucht mit einem zeitlosen Soundtrack nach der Freiheit und dem wahren Amerika.

Wenn im stressigen Alltag die Zeit bleibt, wird oft in Artikeln, in Gesprächen mit Freunden darüber sinniert, was Freiheit ist? Wann war ich das letzte Mal frei? Gibt es die wirkliche Unabhängigkeit, Freiheit? Ein Film, der uns näher an diese Fragen heranführt, ist „Easy Rider” von 1969. Also steigen wir auf die Harleys und los geht es! 

Zu den harten Akkorden von Steppenwolfs “The Pusher” stopfen Wyatt (Dennis Hopper) und Billy (Peter Fonda) in der gleißenden Hitze von Mexiko einen Packen Kokain und Geldscheine in den Tank ihrer Motorräder. Eine legendäre Szene, mit der „Easy Rider”, startet. Ein Roadmovie der rebellischen Gegenkultur und ein Kultfilm mit einem Soundtrack, der über die Jahrzehnte zeitlos geblieben ist. Mit dem Text des ersten Songs, „The Pusher”, ist in einfachen Zeilen schnell klar, wo dieser Trip hingeht:

You know, I’ve seen a lot of people walkin‘ ‚round

With tombstones in their eyes

But the pusher don’t care

Ah, if you live or if you die

Die Gitarre galoppiert, Wyatt und Billy fahren los. Durch die karge Landschaft von Arizona zu den Klängen von „Born to Be Wild”. Mit der Mission, Drogen durch die halbe USA zu schmuggeln, bis hinunter nach New Orleans zum Mardi Gras beginnen die zwei Hippies eine Suche. Nach dem wahren American Way of Life, der eigenen Identität und dem Gefühl der Freiheit. Diese führt sie auf einen Trip in Hippie-Kommunen, ins Gefängnis für kurze Zeit und verlassene Dörfer. Sie rauchen Joints, nehmen LSD, schlafen am Lagerfeuer ihren Rausch aus und auf den Motorrädern geht es auf einsamen, endlosen Asphaltbändern dahin. 

Der Freiheit so nah

Auf dem Benzintank schimmern die lackierten Stars&Stripes, das Silber der frisierten Harley-Davidson-Choppers glänzt, die Motoren schnurren. Von einer verlassenen Tankstelle geht es auf die Fahrt. Der Tag zieht vorbei, die Männer fahren und fahren. Zu den Bildern atemberaubender, wie friedlicher Berge und Täler spielt ein Lied, das dazu besser nicht passen könnte. Lebendiges Klavier, sanfte Country-Gitarren und Rick Danko von The Band, der in „The Weight”, einen eingängigen Refrain voller Sehnsucht und Geborgenheit singt. Eine einzigartige Schlüsselszene in einem Film, der ohne große Handlung und Dialoge auskommt, von den Bildern lebt und genau dadurch so kräftig in seiner Wirkung ist. 

Über zweieinhalb Minuten, kein Dialog, nur die Musik von The Band, die Bilder der Landschaften und die Harleys auf der Straße. Diese Szene spricht in ihrer ganzen puristischen Schönheit für sich, ist bis heute zentral für den Kultstatus von „Easy Rider”. Über zweieinhalb Minuten pure Freiheit und die Message: Um frei und glücklich zu sein, braucht es nicht viel. Nur dich selbst und das Leben in diesem Moment zu genießen und zu schätzen. Genau darüber bewusst zu sein, das bedeutet Leben, das bedeutet Freiheit und das bringt diese Szene in unvergleichbarer Schönheit auf die Leinwand. 

Soundtrack gespickt mit Hits

Es geht weiter gen Osten mit einem Rock’n’Roll-Soundtrack der Zeit. Dieser beinhaltet die malträtierten Sounds der Gitarre von Jimi Hendrix, psychedelische Klänge durchschwemmt von Drogen von The Fraternity of Man und The Electric Prunes bis hin zu einer Live-Version der Byrds von Bob Dylans gnadenloser Abrechnung mit dem alten Amerika “It’s Alright Ma (I’m only Bleeding)”. Und schließlich ist da mit “Ballad of Easy Rider” ein Song, in dem Roger McGuinn auf ewig zeitlos schön mit seiner sanften Stimme den Fluss des Lebens mit all seinen Kurven und Abschweifungen besingen wird.  

The river flows
It flows to the sea
Wherever that river goes
That’s where I want to be

Flow river flow
Let your waters wash down
Take me from this road
To some other town

Kurze Momente der Freiheit, doch Billy und Wyatt werden sie bis zum Ende nicht wirklich finden: diese wahre Freiheit in den Vereinigten Staaten, die sich doch genau darüber definieren. Ihr Auftreten als langhaarige Freaks, welche mit aller Leichtigkeit die pure Unabhängigkeit leben, prallt auf die volle Ablehnung. Hier werden sie bei einem Motel abgelehnt, dort in Louisiana von Einheimischen verfolgt und verprügelt (wo ihre Bekanntschaft George Hanson stirbt) und in der finalen Szene von zwei Rednecks kaltblütig aus dem Wagen heraus ohne Grund erschossen. Die Harley liegt zertrümmert und brennend im Straßengraben und damit ist auch der Traum von der Freiheit zertrümmert. 

Harleys zertrümmert, aber die Message lebt weiter

Doch die Message dieses Kultfilms stirbt nie; mit der Musik und atemberaubenden Bildern bringen uns Wyatt und Billy den Traum von der Freiheit bei ihrer Fahrt quer durch Amerika ganz nah. Denn Freiheit bedeutet auch, Frieden mit sich selbst in einer turbulenten Welt zu finden, so zu sein, wie man sein will, auch wenn man dafür angeschaut, abgelehnt oder sogar angegriffen wird. Wyatt und Billy machen es vor, und dieser Eindruck lebt in jeder Sekunde des Soundtracks zu diesem Kultfilm. 

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Balthasar Zehetmair - Redaktion

Sucht den Sinn des Lebens in Bob Dylan Songtexten und findet ihn bei den Wildecker Herzbuben. Meistens in Schallplattenläden und immer mit Kopfhörern auf den Ohren zu sehen.

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