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Einfach treiben lassen und entdecken

1. August 20236 Min. gelesen

Das Water&Sound-Festival der Kulturen will für die vielfältige Weltmusik begeistern. Über einen Abend in Augsburg mit viel Inspiration, neuen Eindrücken und Magie. 

Schon von weitem sind an diesem verregneten Samstagabend in den Straßen der Augsburger Innenstadt wummernde Bässe zu hören. Vor dem imposanten Renaissance-Ensemble aus dem Alten Perlach und dem Rathaus ist es vor der Bühne des Water&Sound-Festivals gut gefüllt. Furios und mit schnellen Rhythmen sprudelt der Sound von AG Dan Gwang Chil aus Südkorea nur so vor Freude, Dynamik und Kraft. In der Mitte der Bühne springen, tanzen und singen elegant und bunt gekleidet die drei Frontsängerinnen der Band und stecken das Publikum wahrlich an mit ihrer charismatischen Lebensenergie. 

Die Band AG Dan Gwang Chil aus Südkorea mit ihren drei Frontsängerinnen. ©Helena Gladen

Freude und Genuss an ganz anderer Musik

Es klingt sperrig zu schreiben, dass hier die sakrale Ritualmusik Südkoreas mit modernem K-Pop verbunden wird, aber Jung und Alt hat Spaß mit der Musik, bewegt, steppt und wippt zu den schnellen Takten. Der Plan von Girisha Fernando, dem künstlerischen Leiter des Festivals, geht voll auf. “Die Leute sollen von den Klängen der Bands inspiriert werden, von denen sie vorher nicht wussten, dass es diese überhaupt gibt. Das ist die universelle und verbindende Qualität dieser Musik.” Seit mehr als zehn Jahren bringt der quirlige Mann mit dünnem schwarzem Haar und einem liebevollen Lächeln den Reichtum der Weltmusik regelmäßig in die Stadt zwischen Lech und Wertach. 

Traditionelle Instrumente elektrifiziert

Ganz anders geht es dagegen im idyllischen Annahof, der zweiten Festival-Location in der Innenstadt, unweit von der Bühne am Rathausplatz, zu. Hier spielt Al-Qasar aus Frankreich. Die Regenwolken ziehen langsam davon, während der Gitarrist der Band, Thomas Attar, seine fein verzierte Saz(-Gitarre), das Instrument aus der klassischen Musik im arabischen Raum mit dem langen Hals und dem bauchigen Korpus, an den Verstärker anschließt. Die akustische Tradition wird mit der elektrischen Moderne verbunden. Wie die flimmernde Hitze in der Wüste wabert ein trockener, schwerer Gitarrensound von der Bühne. Quicklebendig mischen sich dazu die anmutigen Vocals der libanesischen Sängerin Rym Mroueh. “Die Künstler:innen und Bands greifen alte musikalische Traditionen auf und verweben diese mit modernen sowie aktuellen Strömungen.”, sagt Fernando. 

Im Annahof begeistert die Band Al-Qasar. ©Helena Gladen

Im Zeichen des Wassers

Auf den Bühnen entstehen einzigartige Klänge und auch abseits davon wird ein vielfältiges Programm geboten. Das Water&Sound – Festival der Kulturen feiert nicht nur die Weltmusik, sondern setzt immer wieder thematische Schwerpunkte. Dieses Jahr steht mit dem Mittelmeerraum ein Jahrtausende alter kultureller Schmelztiegel im Fokus. In interaktiven Ausstellungen, Vorträgen sowie in Kunst und Musik wird dabei, wie der Name schon verrät, die Bedeutung der Ressource Wasser diskutiert. Denn seit 2019 trägt die Fuggerstadt für ihr ausgeklügeltes Wassermanagementsystem stolz den Welterbetitel der UNESCO. Dieses System mit seinen Wasserkraftwerken, Ablässen und prachtvollen Brunnen versorgt die Stadt seit über 800 Jahren mit dem Wasser und der Energie des Lechs. Über die zahlreichen Kanäle führen viele Brücken…

©Martin Augsburger/Stadt Augsburg

…und auch auf der Bühne am Rathausplatz werden nun (unsichtbare) Brücken zwischen Kulturen geschlagen, während langsam das Dunkel der Nacht hereinbricht. Die französisch-marokkanische Band Bab L’Bluz verbindet nordafrikanischen Chaabi mit einem tranceartigen Psych-Groove. Die traditionellen Instrumente der Awicha und der Gimbri, zwei Klangkörper, die vom Aussehen her den Zigarrenboxgitarren ähneln und einen metallisch kreischenden Sound hervorbringen, stehen dabei im Mittelpunkt. Pure Ekstase auf der Bühne und im Publikum. Plötzlich ruft Sängerin Yousra Mansour zum Call and Response á la Freddie Mercury auf und die Masse singt die arabischen Refrains. Ein einzigartiger Moment der verbindenden und kommunikativen Kraft der Musik. So einfach, so wahr, so friedlich und schön. 

Musik pur erleben, keine großen Namen

„Die Leute kommen einfach, ohne wirklich zu wissen, was sie erwartet. Hier blenden nicht die großen Namen der Headliner, sondern nur die Vielfalt der Musik steht im Mittelpunkt und das ist das Schöne!“, schwärmt Fernando. Mit den Eindrücken so ferner Klänge, die nun ganz nah sind, geht es nach Hause. 

Das Festival läuft noch bis zum 6. August und bis dahin sind noch weitere Konzerte zu erleben. Mehr Infos unter https://waterandsound.de/

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Balthasar Zehetmair - Redaktion

Sucht den Sinn des Lebens in Bob Dylan Songtexten und findet ihn bei den Wildecker Herzbuben. Meistens in Schallplattenläden und immer mit Kopfhörern auf den Ohren zu sehen.

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