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Frauenhass auf Repeat – Was Rap über uns verrät

26. Juni 20254 Min. gelesen

In einer Gesellschaft, in der Frauenfeindlichkeit weder öffentlich tabuisiert noch vom Gesetz verfolgt und eine Frauenquote langsam abgeschafft wird, wirken die Lyrics von einem der aktuell erfolgreichsten US-amerikanischen Rapper erfrischend feministisch.

Tyler, The Creator hatte auf seiner Chromakopia-Welttournee unter anderem zwei Deutschland-Auftritte in Köln und Berlin. Eins ist dabei bezeichnend: Es sind auffallend viele weibliche Fans, die ihren Besuch bei der Show teilen. Dabei ist Hip-Hop und vor allem amerikanischer Rap doch eine sehr männlich dominierte Branche. Das sonst nur so vor Misogynie und Diskriminierungen strotzende Genre erhält bei den Shows des Rappers eine ganz neue – man könnte schon sagen feministische – Dimension.

Lyrics wie „Her body count and who she f* ain’t never my concern“ oder “N* tellin’ women how they bodies supposed to be, but / Never take advice from any n*” aus Tylers Song Dogtooth beispielsweise werden gerade wegen dieser anti-patriarchalen Sicht eines, und jetzt wird es spannend, cis-Mannes in einer männerdominierten Branche von Frauen gefeiert. Es steht fest, dass sich Deutschland und Europa mehr oder minder gerne von den USA beeinflussen lassen, auch in der Popkultur. Während von der Website der US-Regierung Wörter wie „equality“ (Gleichberechtigung), „diversity“ (Vielfalt) „implicit bias“ (unbewusste Voreingenommenheit oder Denkmuster), oder „gender based violence“ (geschlechtsspezifische Gewalt) gelöscht oder ersetzt werden, stehen Künstler:innen wie Tyler, The Creator dafür ein, dass die Begriffe nicht in Vergessenheit geraten. Eine Welt, in der Wörter und ihre Bedeutung aus der gesellschaftlichen, politischen Entwicklung und somit zukünftig aus den Köpfen ausradiert werden, braucht es Personen, die für diese Bedeutungen und die Vielfalt unserer Gesellschaft kämpfen. Und das sollten wir uns hier in Europa abgucken, denn Künstler:innen und ihre Kunst repräsentieren immer die aktuellen Gegebenheiten, Werte und Debatten in der Gesellschaft.

Anders als die in Deutschland heißgeliebten „Indie-Boys“, die sich nach außen hin als progressiv, feministisch und – der Indie-Gott bewahre! – Hauptsache nicht toxisch männlich darstellen, dann aber doch mit Fotografen arbeiten, denen Missbrauch an Kindern vorgeworfen wird, geht Tyler nicht mit seinen feministischen Werten hausieren. Dafür war der Rapper jedoch nicht immer bekannt, denn in seinen früheren Alben fiel auch er durch provokante und diskriminierende Äußerungen auf. Aktuelle Songs lassen darauf deuten, dass er sich entwickelt hat und spätestens seit seinem Coming-Out ist eine Veränderung seiner Texte bemerkbar. Mit dieser Entwicklung dient er als Vorbild für junge Männer, die auf bestimmte Themen aufmerksam werden und vielleicht sogar Zustände und strukturelle Probleme in unserer Gesellschaft hinterfragen.

Nur, weil Frauenhass und öffentliche Misogynie in unserer Gesellschaft noch immer nicht unzulässig sind, sollten diskriminierende Rap-Songs von überwiegend männlichen Rappern nicht als salonfähiger und weniger angreifbar gelten, weil das doch unter „Kunstfreiheit“ oder „Meinungsfreiheit“ fällt. Mit dem Streichen bestimmter Begriffe auf Regierungswebseiten und der Abschaffung der Anti-Diskriminierungsklausel in sozialen Medien geraten genau diese Freiheiten unter Druck. Das sollte inzwischen allen bewusst sein. Auch in der Musik gilt: Jede Entwicklung, egal in welche Richtung, reflektiert aktuelle gesellschaftliche Strömungen. Das Problem sind deshalb (nicht nur) die sogenannten „Gangster-Rapper“ und ihre diskriminierenden Texte, sondern mitunter auch die Strukturen unserer patriarchalen Gesellschaft.

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Rike Ohlerich

Ich versuche immer am Puls der Zeit zu sein, tauche tief in Musikwelten ein, von Pop bis Hip-Hop, und liebe es, Popkultur durch die Linse gesellschaftlicher Themen zu betrachten. Ob queere Sichtbarkeit im Mainstream oder politische Statements auf Festivalbühnen – für mich gehört das alles zusammen. Musik ist für mich mehr als Töne, sie ist Sprache, Haltung und vor allem ein Spiegel der Gesellschaft.

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