Im Gespräch mit Christoph Best von Best Records in der Theresienstraße über seine große Leidenschaft und warum oft nur die gleichen Schallplatten gekauft werden.
Frequenz: Hast Du heute schon eine Platte gehört?
Christoph Best: Probehalber habe ich ABBA gehört. Um zu schauen, ob die Platte für den Verkauf zu zerkratzt ist. Ich habe keine Genussmusik gehört.
Frequenz: Was ist das für dich?
(es läuft Jazz-Musik im Hintergrund während unseres Gesprächs) Das zum Beispiel, aber ich habe immer wieder so Phasen. Gerade entdecke ich italienischen Schlager aus den 1960er Jahren. Das ist eines der Dinge, die so ein Laden mit sich bringt, der Musikgeschmack wird, wie soll ich sagen, ausgefallen dekadent?
Frequenz: Nun hast du seit wann diesen Laden?
Am 9. Januar 1990 habe ich dieses Quadrat hier erstmals geöffnet.
Wie kamst du darauf?
In meinen 20ern habe ich ziemlich viel Zeit während des Journalismus-Studiums in Second-Hand-Plattenläden verbracht. War einfach günstiger und ich habe viel entdeckt. Der Journalismus hat mich nicht so angesprochen und ich suchte nach etwas, womit ich mich finanzieren konnte, während ich mich in meinem Leben orientierte. Damals dachte ich, dass ich den Laden für zwei bis drei Jahre habe, um auf Spur zu kommen, aber wie du siehst…(lacht).
Hast du oder musst du als Plattenhändler mitten in München den Anspruch haben, alle Genres in deinem Laden abzudecken und wird das auch von den Kunden verlangt?
Früher war ich vor allem der Laden in München für Soul- und Funk-Musik, alle anderen Läden haben sich der Rock-Musik verschrieben und ich wurde öfters als der Händler mit den ganzen „Disco-Weibern” bezeichnet. Mit der Zeit musste ich fast alle Genres bedienen, nicht unbedingt weil es die Kunden verlangen, sondern weil die Ressourcen nicht mehr existieren dafür. Das Publikum ist auch flacher geworden.
Was muss so ein Münchner-Plattenläden unbedingt regelmäßig im Sortiment haben? Was wird am meisten gekauft?
Das sind vor allem die Greatest Hits von Queen, „The Dark Side of the Moon“, „Abbey Road“ der Beatles, „Rumours“ von Fleetwood Mac. Wenn die Leute eine Jazz-Platte wollen, dann ist es immer die „Kind of Blue” von Miles Davis und wissen es gar nicht.
Woran liegt das, die Konzentration auf gerade diese Platten?
Da habe ich auch nur Thesen. Warum werden Geheimtipps so links liegen gelassen? Das liegt vielleicht daran, dass du jedes Jahr in der Süddeutschen Zeitung oder sonst wo im Sommerloch eine Liste mit den Must-have-Alben findest. Diese Alben werden dann treudoof gekauft, da muss man sich keinen eigenen Geschmack leisten und diese Alben geben Halt in diesem Ozean an Musik, weil man genau weiß was einen erwartet. Sehr bedauerlich eigentlich, der eigene Geschmack geht mehr und mehr verloren.
Vielleicht eine etwas rhetorische Frage (oder auch nicht), wie stehst du zu digitalem Musikkonsum?
Ich sehe das relativ emotionslos, es beeinflusst mich natürlich beruflich in irgendeiner Weise, aber wie Musik gehört wird, ist Geschmackssache. Ich kann mir genauso gut am Computer die Bässe aufdrehen wie am Verstärker. Es ist auf Platte schöner, aber es ist für mich nicht so ausschlaggebend. So verbissen bin ich dann doch nicht. Heißt, ich höre hier im Laden natürlich nur Platte, aber zuhause auch schon mal digital.
Der Austausch im Plattengeschäft ist natürlich auch immer schön, oder?
Ich habe einige Jahre parallel online verkauft, weil ich meinte, das tun zu müssen, aber das wurde mir schnell zu steril. Online bist du anonym, hier im Laden menschelt es, das ist einfach viel schöner. Es entstehen gute Gespräche und wahre Freundschaften zu Kunden, der Laden ist mir viel wichtiger als irgendein Online-Verkauf. Da nehme ich auch finanzielle Einbußen in Kauf.
Was hast du in deinem Schlager-Regal?
Einzelne Schlager-Platten werden immer wieder gefragt. Vor allem experimentelle Kuriositäten aus diesem Genre, wie Michael Holm „Smoke in Frankfurt” oder Cindy&Bert „Der Hund von Baskerville”, dieses legendäre Black Sabbath-Cover. Oder auch Platten von Manfred Krug, einem Schauspieler aus der DDR. Das sind Deutsche Soul-Klassiker. Oder aber auch Soul mit österreichischem Dialekt von Marianne Mendt.
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