Über die prägenden Erfahrungen, die wir 2023 mit der Musik gemacht haben – und Momente, die in Erinnerung bleiben.
Im Sommer dieses Jahres gab es eine kleine Veranstaltung bei uns in der Agentur, bei der ich einen jungen Newcomer persönlich kennenlernen durfte: La Place. Für seine jungen Jahre hatte dieser eine Bühnenwirkung, von der sich einige alte Hasen so einiges abschauen könnten. Was mit diesem kurzen Auftritt begonnen hat, führte so weit, dass er in meinem Spotify Wrapped den zweiten Platz sichern konnte – gefolgt von etablierten Größen wie Stormzy, Ed Sheeran und Macklemore. Wenn das kein Statement ist! Die einzige Künstlerin, die das toppen konnte? Nina Chuba – eine Künstlerin, die mir mein TikTok-Algorithmus kurz vor Veröffentlichung von “Wildberry Lillet” vorgeschlagen hat und die seither einen festen Platz in meiner täglichen Rotation hat. Im Vergleich zu 2023 stand dieses Jahr bei mir also eindeutig im Zeichen der Newcomer*innen!
Lionel Knobloch
Dieses Jahr war eines, in dem die Musik und ich Distanz voneinander nehmen mussten. Aus Gründen, die ich mir selbst kaum erklären kann, war es mir fast unmöglich, oft, konzentriert und motiviert Musik zu hören. Oft scrollte ich durch die Startseite, durch meine Mediathek auf Spotify, ohne etwas zu finden, ohne zu wissen, was ich überhaupt suchte. Altes hatte ich einfach zu oft gehört, die Angst vor der Ungewissheit des Neuen war selten überwindbar. Die wenigen neuen Lieder, die ich hörte, lösten wenig Euphorie aus. Tatsächlich war es nur die Arbeit für dieses Magazin, die mich nicht verzweifeln ließ. Die enorme emotionale Verbindung, die ich mit den Künstler:innen, über die ich dieses Jahr schreiben durfte, aufgebaut habe, wird wohl noch lange Zeit bleiben. Besonders die Verbindung mit Victor Jara, dessen Lieder mir noch jetzt, Monate später, nicht aus dem Kopf gehen, und die mich jedes Mal aufs Neue zu Tränen rühren. Fürs kommende Jahr hoffe ich, dass mir diese Emotionen – vielleicht weniger intensiv, dafür aber zahlreicher – wieder möglich werden, wenn ich Musik höre.
Moritz Remuta
2023 habe ich einen Partner gefunden, mit dem ich Musik teilen kann. Mit dem ich Lieblingslieder austausche, mit dem ich zusammen Musikliebhaber, Kritiker, Nerd sein kann. Dem ich beim Singen zuhöre, ohne dass ich mich manchmal selbst traue, laut mitzusingen. Wir können ganze Telefonate mit der Besprechung irgendeines Albums verbringen und so die vielen Kilometer, die uns häufig trennen, überbrücken. Natürlich ist es nicht allein die Musik, die uns die Distanz bewältigen lässt. Aber es ist tröstlich zu wissen, dass wenn wir uns gerade in unterschiedlichen Ländern befinden, die Klänge in unseren Ohren die gleichen sind.
Felix Meinert
Ich könnte einiges schreiben hier, so viele Menschen habe ich durch die Musik dieses Jahr kennengelernt. Über das Schreiben der Artikel natürlich, aber auch darüber hinaus. Viel neue Inspiration, viele gemeinsame Momente voller Musik, viele schöne Gespräche über Musik. Doch über eine prägende Erkenntnis auf einer Reise nach Kirgistan im Sommer möchte ich hier kurz berichten. Dort war ich mit vielen jungen Leuten aus Polen, der Ukraine, Kasachstan und Russland auf einer Jugendreise unterwegs. Am Abend saßen wir öfters bei einem (oder mehreren) Bier zusammen, spielten Karten, unterhielten uns, diskutierten. Nebenher lief Musik. Es lief sowohl westliche als auch russische Musik, verschiedene Sprachräume und Sozialisationen trafen aufeinander. Teilweise völlig neue Songs und Klänge, die ich vorher noch nie so wahrgenommen hatte, zu denen andere laut mitsangen und tanzten. Aber dann gibt es Lieder, die alle verbinden, die so universell gut sind und einfach immer alle zusammen schweißten. Von Michael Jackson, Radiohead, Beatles und, wie soll es klischeehafter nicht sein, auch „Don’t Look Back in Anger” von Oasis, am Lagerfeuer mit der Gitarre.
Balthasar Zehetmair
Dieses Jahr bleiben mir am meisten die Musikmomente, die ich mit meinen Lieblingsmenschen geteilt habe im Kopf. Nach 10 Jahren entfernter Bewunderung durfte ich meinen Lieblingsrapper Alligatoah zum ersten Mal Live sehen, wenige Wochen vor seinem (angeblichen) Karriereende. Ein gemeinsamer Konzert-Ausflug mit meiner Freundin nach Berlin zeigte mir wie viel Spaß Musik macht, wenn man jemanden in seinen Armen schaukeln kann (gerade durch unseren Höhenunterschied gut umsetzbar). Meiner Freundin durfte ich ohnehin so viel Musik zeigen, meine riesigen Playlisten gefüllt mit schrecklichen YouTube-Mashups, Remixes und Demos. Gleichzeitig entfachte sie in mir alte Flammen für Musiker*innen meiner Jugend: Fall Out Boy und My Chemical Romance. Von manchen Künstler*innen, die mich lange begleiteten, musste ich mich auch verabschieden, da ihr Verhalten nicht mehr mit den positiven Gefühlen übereinstimmt, die ich einst mit ihnen verband. Stattdessen fand ich aber so viel andere, neue Musik in Genres, an die ich mich vorher noch nie heran traute, durch Tipps von Freunden, Familie und unserer tollen Redaktion.
Christopher Bertusch
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