Nach der Devise „Wer Angst hat verliert“ macht Lener seit fast 15 Jahren Musik. Während frühere Projekte mit ihrer Schwester Indie-Pop und Jazz kombinierten, steht die Musikerin heute mit ihrem eigenen Indie-Rock auf der Bühne. Im Interview spricht sie über ihre kreativsten Momente, ihre Sorgen als Solokünstlerin und darüber, was sie in den letzten Jahren gelernt hat.
2012 gründest du mit deiner Schwester das Duo SweetLemon. Kam die Liebe zur Musik von zu Hause?
Lener: In der dritten Klasse musste jedes Kind unserer Familie ein Instrument wählen. Ich wusste nicht, was ich nehmen sollte, aber meine Mutter sagte: „Lena, die coolen Frauen spielen Gitarre.“ Danach habe ich Jazz gelernt, weil ich immer dachte, dass Jazz das Nonplusultra ist. Das muss man können, um wirklich gut zu sein.
Unter dem Namen SweetLemon haben meine Schwester und ich lange Indie-Pop-Jazz gemacht. Vor einem Jahr habe ich angefangen, lauter Gitarre zu spielen. In mir hat immer so ein kleines Indie-Rock-Herz geschlagen, aber ich hab mich das erstmal nicht getraut und habe mich in den Sachen versteckt, die ich halt konnte. Ich habe Klassik und Jazz gelernt und ich wusste, wie man einen Moll-7b5 Akkord spielt. Jetzt mache ich endlich Indie-Rock und finde es total erfrischend. Und ich habe tolle Bandkollegen, die mich unterstützen und mir sagen: Lener, mach mal die Gitarre laut!
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Nach fast einem Jahrzehnt SweetLemon ging 2022 deine Solokarriere offiziell los. War das eine Umstellung für dich?
Das war tatsächlich ein riesiger Umstand. Meine Schwester Sophie und ich haben unser Duo mit zwölf oder dreizehn Jahren gegründet. Zu zweit haben wir unsere ersten Live-Shows gespielt und es macht schon einen Unterschied, ob man zu zweit so ein Ding fährt, gerade als Geschwister. Du hast immer jemanden, der deinen Rücken stärkt. Ich dachte am Anfang, dass ich es gar nicht alleine kann und habe überhaupt damit angefangen, um mir selbst zu beweisen, dass ich es doch hinbekomme.
Ich schreibe viel mit meinem Drummer Maxi Wörle zusammen, aber am Ende des Tages muss ich mir selbst die Stange halten. Als Lener muss ich mein eigener größter Fan sein. Das ist schon eine andere Art von Verantwortung.
Hast du deinen eigenen Sound schon gefunden?
Ich fühle mich angekommen, aber ich finde auch, dass man sich als Künstlerin nicht genau festlegen sollte. Ich höre manchmal von außen: „Wir können dich super in die Indie-Rock-Schiene packen.“ Da antworte ich direkt: „Vorsicht, mein Freund, ihr kennt mich nicht.“ Ihr wisst nicht, ob ich morgen nicht vielleicht Deutsch-Pop mache. Ich will die nächsten Jahre Indie-Rock machen, aber ich möchte mich nicht festfahren. Wenn man einmal in einer Schiene ist und es funktioniert, dann muss man mutig sein, sich wieder neu zu erfinden.
Was brauchst du, um von den ersten Zeilen zu einem fertigen Song zu kommen?
Das Wichtigste bei mir ist, dass ich mich wohlfühle. Sobald ich unsicher bin oder in mir eine kleine Angst entsteht, kann ich gar nichts machen. Ich brauche im Studio einen geschützten Rahmen, in dem ich das Gefühl habe, es können keine Fehler passieren. Wenn ich so einen kreativen Raum habe, dann entstehen immer coole Sachen. Zum Glück habe ich den mit Maxi und Lukas, mit den beiden produziere ich.
Gibt es Momente, in denen du besonders kreativ bist?
Ich bin voll der Morgenmensch. Witzig ist, dass ich Musik aber eher abends und nachts mache. Wir fangen im Studio meist gegen 16 Uhr an und es geht manchmal bis drei oder vier Uhr. Ich schreibe tagsüber viel am Handy, wenn mir Worte auffallen, die ich schön finde oder ich Musik höre. Ich bin keine Person, die jeden Tag einen Song schreibt. Es gibt Momente, da bin ich gerne kreativ und es gibt Tage, an denen ich gar nichts mache.
Ist das für dich eine bewusste Entscheidung? Willst du dir den Spaß damit behalten und keinen Leistungsdruck aufbauen?
Ich bin jetzt Mitte 20 und mache seit gefühlt 15 Jahren Musik. Mit meiner Schwester Sophie haben wir das eine Zeit lang sehr professionell und perfektionistisch gesehen. Ich habe vor Studiosessions drei Stunden mit dem Metronom Gitarre geübt. Das stand mir irgendwann im Weg. Heute bin ich im Studio, spiele was ein und dann werden die ersten zwei Takes genommen und es wird weitergemacht. Zu wissen, dass es nicht perfekt sein muss, gibt mir ganz viel Empowerment. Vor allem in der Musik ist es wichtig, Dinge einfach zu machen und sich nicht selbst im Weg zu stehen. Es ist das Schlimmste, wenn man Sachen nicht veröffentlicht, weil man zu perfektionistisch ist.
Du bist bereits eine ganze Weile musikalisch unterwegs. Worauf bist du besonders stolz?
Ich finde es immer krass, wenn meine Musik im Radio läuft und wenn meine Eltern sie hören. Letztens hat mir ein Mädel auf Instagram geschrieben und meinte: „Hey, ich sitze gerade in einem Café und habe deinen Song gehört und ich musste weinen, weil ich ihn so schön fand.“
Was ist dein größter Traum?
Auf großen Festivals mit Wellenbrechern vor der Bühne zu spielen.
Wo findet man dich abseits der Bühne?
Ich habe lange Jura studiert und war teilweise sechs bis acht Stunden in der Bibliothek. Meine Eltern bauen gerade auf dem Land ein altes Gasthaus in ein Hotel für Kunst und Kultur um und mein Freund und ich sind da eingestiegen. Also musste ich mich entscheiden. Ich kann nicht das Hotel aufmachen, parallel meine Indie-Rock-Karriere großziehen und Jura studieren. Aber ich bin nicht traurig, das Studium abgebrochen zu haben, weil ich finde, ich habe viel gelernt.
Und auf der Bühne: Wie bereitest du dich auf Auftritte vor?
Ich finde es super, mit Menschen auf der Bühne zu sein, die ich persönlich mag. Zum Beispiel mit meiner besten Freundin Stella. Sie hat erst vor vier Jahren angefangen, Gitarre zu spielen und hatte keine Bühnenerfahrung. Ich finde es schön, anderen Leuten Raum zu geben und sie in das Projekt reinzunehmen. Und wenn Sachen schiefgehen, dann gehen sie eben schief. Wer nichts versucht, der scheitert eh. Das ist gerade mit Stella meine Devise. Klar, ich kenne mich selbst noch nicht gut genug aus. Es ist ein Lernprozess. Aber ich versuche in dieses ganze Projekt eine Leichtigkeit reinzukriegen. Es geht vor allem im kreativen Bereich darum, Leuten die Türen zu öffnen. Ich brauche selber immer Menschen, die mich unterstützen. Und ich habe mit meinem Produzenten jemanden gefunden, der mich voll in den Indie-Rock mitgenommen hat.
Worauf freust du dich am 14.06. besonders?
Ich freue mich, mit meinem Freund Luke zu spielen. Ich habe ihn erst vor einem halben Jahr kennengelernt, als er vor mir auf einer anderen Show gespielt hat. Wenn ich mit Stella spiele, ist das ein bisschen mehr „Indie-Rock Girlpower“, wenn ich mit Luke spiele, geht es eher in die jazzy Richtung und ist etwas groovy.
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