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Maggie Rogers – Don’t Forget Me

16. April 20244 Min. gelesen

Ein bisschen Country, ein bisschen Schmerz und eine volle Ladung Folk: „Don’t Forget Me“ bietet in runden 35 Minuten alles, was man sich von Rogers drittem Album wünscht und klingt wie ein warmer „Sunday Afternoon“.

Es ist Nachmittag, bald Abend. Wir sitzen im Auto, die Fenster sind heruntergelassen. Die Frisur sitzt nicht perfekt, die Denim-Jacke ist aufgeknöpft. Die Straße führt ins Nirgendwo und überall hin, tausende Möglichkeiten. Im Rückspiegel: Erinnerungen von gestern Nacht und das ein oder andere bereute Wort. Im Radio läuft Maggie Rogers und singt: „Ooh, you think you’ve seen it all / Walkin‘ ‚round the city with the sun at your back / You think you’re so cool / ‚Cause everybody knows you, but what’s so good about that?“

Klavier, Gitarre, Schlagzeug und was für eine Stimme. Mehr braucht Rogers für ihre Introspektive nicht. Die Schlichtheit erklärt sich durch den Aufnahmeprozess: Geschrieben in chronologischer Reihenfolge, zeichnete sie das Album in fünf Tagen auf. Die meisten Aufnahmen stammen aus erster Klappe, sollten zunächst als Demobänder dienen. Stattdessen liegen sie nun als Album vor. Die Grobheit, die man dadurch erwartet, bleibt aus. Es scheint, als wären die Melodien nur so aus Rogers geflossen.

Liebe auf der Landstraße

Fließend wie die Erinnerung selbst, verflossen wie die einstige Liebe: „So difficult, but so invincible / Irresistiblе, but I loved you still / You kept my secrеts and stole my weaknesses“. Es geht um den Bruch einer Beziehung. Im weißen T-Shirt, am See, im Auto, in der Countryside: Zwischen Sonnenuntergängen und Rockmusik küsst, streitet, liebt, hasst, umarmt man sich. Immer auf der Suche, weiter und weiter. Partyszenen, Romanzen, verpasste Chance und Menschen, die etwas „shitty“ sind:  Rogers kombiniert ihre klare Stimme mit verschwommenen Momenten des Lebens.

Sie ruft: „Never going home“, zelebriert das Abenteuer und den Roadtrip. Time moves slow“, bis das Leben einsetzt und man sich plötzlich Jahre später wiederfindet. Allein im Bett mit dem Wunsch nach „one more kiss“. Weg vom Bett geht es zur Party: Ist es nicht manchmal schön, im Rausch zu verschwinden? Das ist keine Auslöschung, sondern der Versuch, alle Facetten des Lebens zu genießen. Trotz Herzschmerz und Beziehungsaus. Die Motive dessen sind tausendfach bekannt, es braucht aber gar keinen cleveren Twist, um die Wärme dieses Albums genießen zu können. Rogers aufrichtiger Lyrismus spricht für sich selbst. 

Foto: Universal Music

Sommer im April 

Der Frühling hat gerade erst angefangen, doch sie läutet bereits den Sommer ein. “Don’t Forget Me” ist ein Album für die kommende Zeit an Strand und Meer: Allen voran “On&On&On”.  Der Country meldet sich auf „Don’t Forget Me“ zu Wort, „So Sick Of Dreaming“ lädt zum Slowdance ein und „I Still Do“ präsentiert sich als Klavierballade. Immer ein wenig anders, immer ganz vertraut.

Es sind persönliche Momente, aber auch Erinnerungen einer anderen Zeit. Rogers, die dieses Jahr 30 wird, tritt als Collegestudentin, als junge Frau, als Teenager auf. Wie sie in einem Interview mit THE LINE verrät, sind es Momente, die nicht ihr allein gehören: Erzählungen von Freunden, Details aus den Nachrichten. Trotz ihrer diversen Ursprünge kombinieren sie sich zu einem perfekten Gesamtbild. Wir sind jung und sitzen im Auto. Die Straße liegt vor uns und wenn auch nicht jede Kurve voraussagbar ist, scheint das Ziel in Reichweite. Es geht weiter.

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Christopher Bertusch - Redaktion

Wünschte er würde Klassik mögen, hört aber lieber Hyperpop-Remixe von Hits der 2000-2010er Jahre, mit passenden 240p-Musikvideos. Mag daneben alles, was ordentlich fetzt, aber gerne auch zum Weinen bringt.

Markiert in:#Country, #Maggie Rogers,
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