Bunt, laut, intensiv: Das ist Alli Neumann. Mit ihrem zweiten Album erzählt die Deutsch-Polin ihre Lebensgeschichte und stellt sich in den Mittelpunkt, zeigt uns ihre „Primetime“. Gerne begleiten wir sie auf ihrer Reise und hören (wie sehen) ihr dabei zu.
„Das Leben liebt mich, Baby, bin nicht mehr blue“, singt Alli Neumann – und trifft damit direkt ins Schwarze. Der Unterschied zu ihrem Vorgängeralbum „Madonna Whore Komplex“ ist groß: Weg von Metaphern und hin zur Direktheit, so lässt sich Neumanns lyrische Entwicklung treffend beschreiben. Das bedeutet keinesfalls, dass sie ihrem Publikum weniger Emotionen vermitteln kann. Sie hat bloß gelernt, es auf eine neue und spannende Art zu zeigen.
Ihr 80er-Synth- und Neue-Deutsche-Welle-Stil (manche würden auch argumentieren, da sei ein bisschen New Wave mit drin vermischt) haben Neumann schon früh zahlreiche Fans beschert. Diese hat sie auch in ihrem neuen Album nicht verloren, wenn auch dieses mit mehr Pop-Elementen bestückt ist als zuvor. Das Resultat: Mehr Zugänglichkeit und Musik, die im Kopf bleibt und nicht mehr aus den Ohren geht. Auch wenn diese Veränderung nicht unbedingt einfach gewesen sei und Neumann die Reaktion der Szene zuerst gefürchtet hätte, wie sie gegenüber t-online zugibt.
Wie in einem Kinofilm
Das Leben fühle sich manchmal wie ein Blockbuster an, meint Alli Neumann. Und gibt so ratz fatz ihrem neuen Album einen passenden Titel. Sie nimmt ihre Zuhörer:innen mit auf eine Reise durch ihr Leben und will ihnen dabei vermitteln, sich selbst doch auch einmal in den Fokus zu rücken. Denn das Hier und Jetzt ist unsere „Primetime“. Meist singt sie sich dabei aufgedreht und wie ein Wirbelwind durch das Album und sorgt mit einem schnellen Schnipser für gute Laune.
Ein einprägsames Beispiel dafür ist „berlin night life“. „Ich im Club ist nur einmal im Jahr, also spiel den Funk nochmal / Oh Baby, Berlin-Nightlife ist nichts für mich / Oh Baby, Berlin-Nightlife, aber heute geh ich mit“. Da sprudelt Tatendrang für eine Nacht über, pfiffige Disco-Beats unterstreichen das lebendig. Was für die einen nach Berliner Kitsch und Klischee klingt, trifft bei den anderen wohlwollend auf eine Karikatur des immer-feiern-gehenden Bildes der Hauptstädtler:innen.
Die Familie an erster Stelle
Songs wie „so wie du“ oder „lebenswerk“ sind Hommagen an die Lieben ihres Lebens, an ihre Schwester und ihre Mutter. Mit langsameren Tönen als gewohnt drückt Neumann ihre Wertschätzung, Anerkennung und Liebe aus. Sie singt etwa: „Du hast dich für mich vergessen und das hat’s mir leicht gemacht / Diese Welt ist grausam / Aber sie zwingt dich nicht in die Knie“. Wunderschön, wie man die Mutter-Tochter-Verbindung hier für eine Millisekunde miterleben darf. Und auch ihre Schwester gibt ihr Rückhalt, biete Neumann erneut und erneut eine sichere Zuflucht, sowohl psychisch wie auch physisch.
Ab morgen ist Neumann in Deutschland auf Tour – und bringt ihre Lebensfreude und übersprudelnde Art erneut auf die Bühne. Das heißt es bestenfalls nicht zu verpassen. Abtanzen ist angesagt!
Quellen: 3sat, Frontstage Magazin, t-online, laut; Bild: Chris W. Braunschweiger, Stefan Müller
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