Zierliche Klangkunstwerke in Perfektion. Die Geigen von Stradivari und Guarneri werden heute im Millionenbereich gehandelt. Wie kommt es dazu?
Teddybären von Steiff, Mercedes Oldtimer, altes Lego, Briefmarken oder gar Wein. Alte, historische Gegenstände des Alltags sind es, die nicht nur Sammler:innen mit ihrer Authentizität reizen, sondern sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten zu Spekulationsobjekten entwickelten. Für Millionär:innen werden neben dem Klassiker Kunst auch historische Musikinstrumente als Wertanlagen in Krisenzeiten interessant.
Alte Geigen versteigert für Millionen
Besonders im Fokus: alte Violinen aus dem Norditalien des 18. Jahrhunderts. Es sind die Instrumente aus der Hand zweier Geigenbauer aus Cremona, Antonio Stradivari und Guarneri del Gesù, die heute alle paar Jahre für Millionen versteigert werden. So war es erst dieses Jahr die Stradivari-Violine “Da Vinci ex Seidel”, die für 15,3 Millionen US-Dollar über den Tisch ging. Nun ist diese das “nur” drittteuerste Instrument der Welt.
Unmengen an Geld für eine alte Holzschachtel? Diese Frage mag aufkommen, aber Expert:innen sprechen hier von einem absoluten Meisterwerk. 1714 entstanden, stammt die Violine aus der “Goldenen Periode” Stradivaris. Der Höhepunkt seines Schaffens – in diesen Jahren hatte der Geigenvirtuose das beste Holz und den feinsten Lack. So gehört die “Da Vinci” zur Elite seiner über 600 gebauten Instrumente.
Atemberaubender Klang
Eine Geige in Perfektion, von den Materialien bis hin zur Form. Sowohl flach als auch breit, mit leichter Wölbung. Und so klingt die “Da Vinci” auch, “überwältigend warm und emotional”, wie es der Experte Jason Price im Interview mit der Zeit beschreibt. Aber es ist auch die Aura ihrer berühmten Vorbesitzer:innen der oftmals nur ein paar hundert Gramm schweren Instrumente, die mit hinein spielt. Mit der “Da Vinci” wird so nicht nur die Violine, sondern auch der herausragende, virtuose Klang des russischen Geigers Toscha Seidel verkauft.
Dieser hatte die Violine 1920 für 25.000 Dollar erstanden, heute vergleichsweise wenig, damals viel Geld. Es ist nicht nur die Knappheit der Instrumente, die die Wertkurve rasant ansteigen lässt, sondern auch das Alter und der unversehrte Zustand. Keine Beschädigungen oder Holzwürmer. Das Holz hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt, Feuchtigkeit verloren, Struktur und Dichte verändert, nur die Form der Streicher blieb gleich. Und das unterscheidet die Geigen wesentlich von etwa Blasinstrumenten oder Klavier.
Wertvolle Instrumente in Aktion
Allerdings, so fragil, zierlich und kostbar diese klingenden Kunstwerke sind, sie müssen und wollen weiterhin gespielt, das Holz in Schwingung gehalten werden, so wird der Klang immer ausgereifter und schöner. Und so sind es Institute oder wohlhabende Mäzene, die ihre Instrumente dann den bedeutendsten Musiker:innen und Orchestern verleihen.
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