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Sy Smith – Until We Meet Again

30. Januar 20246 Min. gelesen

In einem Album voller Nostalgien, gebrochener Verbindungen und willkommenem Wiedersehen traut sich R&B-Sängerin Sy Smith mit neuen Texten auf die Soul-Bühne.

Ganz leicht, ganz frühlingshaft leitet „Flowers“ die Reise in Sy Smiths 40-minütiges Traumland ein. Es schmeckt ein bisschen nach Jazz, ein bisschen nach Funk, ein bisschen nach Soul. Ein Intro, das die darauffolgenden neun Lieder einstimmt – mit Bravour.

Sy Smith ist schon lange im Musikgeschäft. Nach ihrem erfolgreich abgeschlossenen Studium der Psychologie an der Howard University, entschied sie sich für einen Karriereumschwung – und brach stürmisch mit ihrem ersten Album „Psykosoul“ in die Welt des Souls ein. Seit den 1990er Jahren hat sie seitdem ihre Wellen geschlagen, unter anderem Whitney Houston als Backgroundsängerin auf Tour unterstützt und wurde bereits für einen Emmy nominiert.

Bild: Shawn Carter Peterson

Die Erfahrung zeigt sich: Ihr neues Album, „Until We Meet Again“, fühlt sich rund an, erfahren. Diese kreisförmige Analogie erkennt man ebenfalls in Smiths lyrischem Können; während „Flowers“ eine Hommage an eine Liebe ist, schließt das Album mit einem Tribut an verlorene Herzen in „Until We Meet Again“. Fünf Jahre mussten ihre Fans auf eine neue Veröffentlichung warten, doch es hat sich gelohnt.

Die Favoriten des Albums

Der titelgebende und R&B-schreiende Song ist eindeutig ein Favorit auf diesem Album. Smiths zarte, melodische Stimme listet nach und nach Namen auf, denn „I just want to take a moment to acknowledge  / some of folk who have gone on to the other side / I miss them so much, and I love them so much“. Persönlich, schmerzhaft, und doch hoffnungsvoll. Würde man nicht auf den Text hören, könnte es sich mit Schlagzeug, akustischer wie E-Gitarre und Synthesizer ebenso um eine harmlose, harmonische Sommerhymne mit tropischer Atmosphäre handeln. Ihre sinnlich flüsternde Stimme lässt nicht nur diesen Track, sondern das ganze Album leicht auf der Zunge zergehen.

Noch mehr Soul gibt es in „Why Do You Keep Calling Me“. Das Lied fängt sanft an, Smith singt von vergangenem Herzschmerz und ihrem Versuch, nach vorne zu blicken. „See, you made it clear, you were moving on / No more blurred lines there / Did I read you wrong?“, fragt sie im Pre-Chorus. Sie ist verletzt, verwirrt, mimikt sich verlegen. In der zweiten Strophe wird sie frecher, meint „She seems like the kind of girl you really need / If mediocrity is your thing“, bis sie gegen Ende des Songs immer lauter, immer verzweifelter wird – und wie ein Vogel ihre Seele aus dem Leib pfeift.

Angeteasert wurde das Album mit der Single „Slide“ bereits letzten Oktober – und das aus gutem Grund. Die Streicher ertönen und werden kurzerhand von einer Portion Funk abgelöst. Das macht Spaß, da lässt es sich zu tanzen. Es erinnert an Flamenco; bei Bandcamp wird es passend beschrieben: „It glides elegantly like a Rolls Royce, with Sy’s voice riding the chordal curves like Diana Ross meeting Marvin Gaye at some afterparty in heaven“. Da wäre wohl jede:r gerne eingeladen.

Tägliche Inspiration: So entstehen Smiths Songs

Auf die Frage hin, woher Smith ihre Inspiration für ihr Songwriting erlangt, antwortet sie in einem Interview mit Parlé Magazine: „I read a lot. I consume lots of words. I live for language and take deep dives into dialogue. And then, I’m always reflecting on life. […] My experiences as a Black woman, my observations of other’s experiences, my understanding – and sometimes not understanding, yet – the ways of this universe and what it all means.“

Sy Smiths sechstes Album wurde bis auf den Song „Why Do You Keep Calling Me“ von Zo! & Tall Black Guy produziert. Das Abstractions-Duo übernimmt somit Smiths eigene Rolle – denn zuvor hatte die Sängerin ihre eigenen Veröffentlichungen produziert und mehrere Instrumente selbst gespielt. Smith erklärt gegenüber Parlé Magazine: „For the people who are fans of Zo! and fans of myself […] I think this is the album people have been waiting for for a long time. And because we really believe in this project, we’ve invested so much into it.“ Eine warmherzige Zusammenarbeit, die sich in den Ergebnissen erkenntlich macht.

Bild: Sy Smith on YouTube, Now & Later

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Annika Block - Redaktion

Zwischen Alltagsstress und Unidruck so oft es geht auf Indie-Konzerten, in der Sonne mit einem Buch in der Hand oder am Abgehen zu „You Can Call Me Al“ zu finden. Täglich am neue Musik entdecken – und am besten direkt darüber schreiben.

Markiert in:#Funk, #R&B, #Soul,
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