Das neue Album der Electro-Pioniere aus Manchester ist die pure Ekstase voller magischer Momente zwischen psychedelischen Housebeats und Sounds die Grenzen sprengen wollen.
Es sollte eigentlich weitaus bekannt sein, dass Manchester nicht nur die “Sky Blues” und die “Red Devils”, sondern auch die “Stone Roses” oder die “Inspiral Carpets” hervorgebracht hat. Denn ebenso groß und wichtig wie Fußball ist in der Industriestadt in Nordengland seit jeher die Musik. Spätestens wenn die Namen “Oasis” oder “Joy Division” fallen, sollte eins eindeutig werden: Diese Stadt ist mit all ihren Ecken und Kanten ausschlaggebender Impuls für verdammt guten Indie, New Wave oder auch Electronica, wie den von “The Chemical Brothers”.
Elektronische Sounds seit über 30 Jahren
Das Duo um Tom Rowlands und Ed Simons begeistert seit über 30 Jahren mit ihrem eigenen Sound, der vor Facetten fast platzt. Auch in den neuen Songs auf ihrem gerade erschienenen zehnten Album passiert klangtechnisch unfassbar viel auf engem Raum. Da ist es einfach nur gut, dass diese pure Ekstase der Emotionen fast 50 Minuten dauert. So sind es die wilden Momente des Lebens, welche “The Chemical Brothers” hier und schon auf vielen Festivalbühnen den ganzen Sommer mit berauschenden Sets feiern.
Es ist schwer diese Musik zu beschreiben, vielleicht so: Tragendes Gerüst sind erstmal House-Beats, nicht zu schnell, nicht zu langsam, perfekt – we love it – oder aber auch mal härtere Hip Hop-Vibes, wie auf “Fountains” oder “The Weight”, die den wabernden, organischen Sound radikal durchschneiden. Während so Songs wie “Magic Wand” sehr forciert und geradlinig, aber keinesfalls langweilig, klingen, erwartet einen auf “Feels like I Am Dreaming” eine aufregende Reise ins Unbekannte. Mit so vielen unterschiedlichen Soundeffekten, die mit fantastischer Harmonie zu einem großen Ganzen verschmelzen. Ein atemberaubend detailreiches Hörerlebnis!
Ohne viel Gesang, nur der Sound
Diese Musik lebt, pulsiert, vibriert und es ist den beiden Briten, die nun schon in ihren 50ern angekommen sind, an keiner Stelle irgendwelche Altersmüdigkeit anzumerken. Die Songs laufen ohne Pause am Stück durch und insgesamt kommt die Musik mit wenig bis gar keinem Gesang, oder wenn nur Fetzen davon aus. Dies ist in der Hinsicht sympathisch, dass hier keinerlei Konzepte oder Messages aufgezwungen werden, sondern die ganzen Emotionen, Freude, Hoffnung oder Wehmut einzig und allein im Sound voll zum Ausdruck kommen. Und wenn dann mal Gesang da ist, wie die warme country-soulige Stimme von Beck auf “Skipping like A Stone”, so fügt sich diese perfekt in die unerbittlichen Rhythmen ein.
Richtig psychedelisch wird es auf den Songs mit der französischen Musikerin Halo Maud. Heraus sticht dabei “For That Beautiful Feeling”. Hallende Autotunestimme, betörender Synthesizer und im Gegensatz zu den anderen Songs, die den Rausch des Lebens abbilden, sucht man hier vergeblich nach den ekstatischen Drops und Soundeffekten. Doch dieser Abschluss verleiht dem Album eine eindrückliche Tiefe und zeigt, dass die schönen Gefühle nicht nur aus facettenreicher Opulenz bestehen, sondern oft auch ganz schlicht und einfach sind.
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