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Vom Skatepark bis zur Selbstreflexion – Fatoni in München

30. Mai 20234 Min. gelesen

Der Münchner Rapper Fatoni feiert sein Home-Coming vor schönster Kulisse am Olympiasee und die Weltpremiere seines neuen Albums „Wunderbare Welt”. 

©Fatoni/LOL-Records

Die Kulisse ist angerichtet: Die dämmernde Sonne schimmert im Wasser des Olympiasees, auf dem Berg wird mit Sekt und Aperol die Aussicht genossen und das proppenvolle Freilufttheater am Ufer ist in freudiger Erwartung des nächsten Live-Spektakels beim Pfingstfestival des Theatron. Das Kino ist auf Fatonis sechstem Solo-Werk „Wunderbare Welt” ein Leitmotiv und so sollte auch dieser angenehme Abend im Spätfrühling wahrlich cineastisch werden mit Freude, Nostalgie und Emotionen, die ein Hollywood-Drehbuch nicht besser liefern könnte.  

Viel Schwung mit Edgar Wasser

Mit sommerlich leichten Flows und einem fast schon flüsternden Refrain startet die Show nachdenklich mit vielen Fragen. Vom Nahost-Konflikt, dem Sommerhaus der Stars oder den Sitzungen beim Therapeuten. „Alles berechtigte und spannende Fragen”, heißt es im Song, die gleich danach in „Du wartest” aufgedröselt werden und zusammen mit der sanften Stimme von Tristan Brusch wiederum in der Frage endet: „Wann fängt dein Leben an?”. Genau jetzt, in diesem Moment im Olympiapark, wo sich die Sonne langsam über München senkt und Edgar Wasser, Tonis langjähriger Freund und Wegbegleiter, auf die Bühne kommt. Das Publikum rastet aus, ist wie „hypnotized” von dieser Überraschung und diese magische Kombination des HipHops aus der Isarstadt performt alte Songs. 

©David Smolcic

Selbstreferentielle Texte mit Humor – Klassischer Fatoni?!

Mit „Übertreib nicht deine Rolle” wird die selbstreferentielle Nachdenklichkeit vom Anfang mit viel Humor und Sarkasmus gekontert. Die Menge ist am Peak und die Flows on Point. Nach dem fantastischen „Das Leben ist dumm” – wo zum Refrain auch Futurbae, der Akt davor, ans Mikrofon tritt – ist Edgar Wasser schon wieder weg und der junge Fatoni switcht wieder auf den Ende-30-Rapper zurück, der sich auch in „Danke dass Du mich verlassen hast” – zusammen mit Danger Dan – mit existenziellen Problemen befasst. „Wunderbare Welt” spielt mit den Gegensätzen zwischen der verführerischen, bunten Welt des Kinos und der tiefgreifenden Selbstreflexion im Zeichen der gesellschaftlichen Entwicklungen. Fatoni ist gealtert, allerdings ging in seinen Texten der verschlungene Wortwitz mit viel Feingefühl nie verloren.  

Krönender Abschluss eines wunderbaren Abends

Doch bei so einem Konzert in der Heimatstadt – seit langem mal wieder – kommt automatisch auch viel Nostalgie auf. Fatoni erzählt von seiner Jugend im Skatepark an der U3, wo statt Ollies zu springen nur gekifft wurde, und seinen Entdeckungen am verlassenen S-Bahnhof „Olympiastadion”. Nach ein paar Sticheleien gegen den Münchner Merkur heizt der Rapper mit „Im Modus” zum Abschluss nochmal richtig ein und treibt sich im tobenden Moshpit herum. Mittlerweile ist es dunkel geworden; und wie sollte so ein wunderbarer Abend besser enden, als mit einem Lichtermeer zu „Alles zieht vorbei”. Ende gut, alles wunderbar!?

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Balthasar Zehetmair - Redaktion

Sucht den Sinn des Lebens in Bob Dylan Songtexten und findet ihn bei den Wildecker Herzbuben. Meistens in Schallplattenläden und immer mit Kopfhörern auf den Ohren zu sehen.

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