Der Novemberwind zieht kalt durch München und mit guter Musik und warmen Tee ist es am gemütlichsten. Doch die Kultur- und auch die Musikszene der Stadt sind akut bedroht. Gleichzeitig gibt es einen Geburtstag, spannende Releases und einen Lichtblick für die Fat Cat im Gasteig.
Gehen wir rein! Das sind die neuesten Musiknachrichten aus München:
- Gegen die Kürzungen im Kulturbereich: #MünchenistKultur
- Mit Felinio auf die Melodische Retrowave
- Fat Cat darf im Gasteig bleiben
- Neue Erkenntnisse auf der Popkonferenz im Feierwerk
- Metal ohne Limits bei Drøver
- Happy Birthday, Squama Records
#München ist Kultur: Einsatz für kulturelle Vielfalt
Die Kulturszene in München ist in diesen Tagen ernsthaft bedroht. Die Stadt ist auf radikalen Sparkurs und die Kulturinstitutionen der Stadt und die freie Szene sind davon überproportional stark betroffen. Diese Maßnahmen stellen nicht nur große Theater vor Existenzfragen, sondern auch viele frei schaffende Künstler:innen. Aber neben vielen anderen Kulturbereichen ist auch die Musikszene von den geplanten Kürzungen betroffen. Hier sind besonders die Nachtclubs und Festivals bedroht. Dagegen stemmt sich nun ein breites Bündnis vieler Kunst- und Kulturschaffender bei #MünchenistKultur und es werden Unterschriften gesammelt. Aus leitenden Akteur:innen des Kulturbetriebs bildete sich ein Rat, der nun den Dialog mit der Politik sucht. In Zeiten von Populismus und Rechtsruck spiele Kultur eine wesentliche Rolle für eine funktionierende Demokratie, so das Bündnis.
Auf der melodischen Retrowave mit Felinio
Bunt und flippig geht es auf der neuen EP von Felinio, „Game Over“, auf eine Reise in die 80er Jahre. In seinem neuen Soloprojekt gibt sich Felix Renner, der ursprünglich aus dem Jazz kommt und mit verschiedenen Projekten in der Münchner Musikszene sehr aktiv ist, ganz dem Retro-Sound hin. Die Synthesizer spielen ganz freudig bis tief melancholisch auf und verleihen jedem der vier Songs seinen eigenen Charakter. Die Stimme formt schöne Melodiebögen, geht die Refrains voll mit, aber schafft auch einen Ausgleich zu den groovigen, aufbrausenden Synthpop-Klängen. Dies versprüht volle Sommerlaune – mit „Nur Sommer“ ist man gleich im Freibad – und Disco-Fieber – bei „rien ne va plus“ schwingt die Hüfte ordentlich (ob man will oder nicht). Zwischendrin blitzen nachdenkliche Texte vom Schmerz der Liebe, der Sehnsucht nach Sommer oder die politische „Scheißegal“-Haltung vieler junger Menschen hervor, die an mancher Stelle vom Synthpop-Bling-Bling all zu sehr übertüncht werden. Doch gute Laune, die gibts hier auf jeden Fall.
Die Fat Cat macht es sich im Gasteig weiter bequem
Bei den kruden Plänen, die gerade im Münchner Stadtrat für den Kulturetat geschmiedet werden, ist diese Nachricht ein großer Lichtblick. Die Verlängerung der Zwischennutzung „Fat Cat” im Gasteig steht bevor. Während der Renovierung der großen Konzerthalle bildete sich hier ein wahres Kreativ-Kraftwerk heraus. In über 200 Proberäumen kommen junge Künstler*innen, Bands, Kollektive und Projekte zu wenig Geld unter. Der volle Segen für eine teure Stadt mit reicher Kunst- und Musikgeschichte und chronisch wenig Platz (und Geld neuerdings) für Kreative und Kunstschaffende. Nun müssen die Mietverträge im Stadtrat abgestimmt werden. Doch die Zeichen stehen nun sehr gut. Das macht viel Hoffnung.
Popkonferenz im Feierwerk
Am runden Tisch, bei Podiumsdiskussionen oder im direkten Austausch drehte sich auf der zweiten Auflage der Popkonferenz im Feierwerk alles um die Chancen und Herausforderungen der Popmusikszene. Politik, Kultur und Musiker*innen diskutierten die Einflüsse von Social Media und Künstlicher Intelligenz auf die Branche. In Workshops standen die Diversität, Inklusion und Awarness in der Musikindustrie im Fokus des Interesses. Ein wichtiges Thema ist auch die Anerkennung der Popkultur. Hier erscheint der Vorschlag einer Kultursteuer spannend. Bei Tickets für Großkonzerte, wie zuletzt Adele oder Taylor Swift, würde 1 Euro für die lokale Musikszene gespendet werden. Ein großes Problem, gerade für die Clubszene, stellen die teuren Mieten da. An dieser Stelle herrscht dringender Handlungsbedarf und der kritische Austausch zwischen den verschiedenen Parteien brachte guten Fortschritt.
Metal ohne Limits bei Drøver
Es geht direkt hinein ohne viel Abwarten, ohne Rücksicht, auf „Broken Vow“. Harte Breakdowns, gewaltige Riffs und pure Emotionen, die Gastsänger Vik von „Our Promise“ ins Mikrophon nicht singt (pff), sondern besser, screamt. So saftig startet die neue Debüt-EP der Münchner Hardcore/Metalcore Band Drøver. Mit verzerrten Störgeräuschen geht es am Anfang von „False Negative“ weiter, bevor die volle Härte auf einmal brachial und unerbitterlich hereinbricht. Schwer und dunkel loten Drøver die Grenzen eines Genres aus, das für viele doch eher unzugänglich ist. Auf das erste Hören mag dieser Eindruck entstehen, allerdings so kompromisslos der Klang so eindringlich sind die Texte von Drøver. In Gesangsparts, die bis in die Knochen erschaudern lassen, geht es um persönlichen Kampf, Gesellschaftskritik und das Streben nach Veränderung. Diese Musik donnert auf dem Trommelfell, aber genau dadurch wirkt diese mit ihren Themen kraftvoll und befreiend zugleich.
Von Chanson bis Punk: Neue Singles
Dazu ist noch von zwei Singles zu berichten, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Ähnlich verwunschen wie die berühmte Version des französischen Chanteurs Charles Trenet fängt auch die neue Single „La Mer“ von Van Adam an. Zum zarten Glockenspiel paart sich die charakteristische Stimme von Adrian Marwitz, die sich so pulsierend, schwebend und leicht durch den Song mäandert. Fast so lebendig und brausend vielfältig wie „La Mer“ wechseln sich Tempi und Rhythmen hier ab. Eine Art Chanson der Moderne. Ganz anders gehts dagegen bei DANKESCHATZ zu. Die neue Single „Flügelschlag” rast dem Chanson ungebrochen davon und watscht mit den Gitarren jede Bequemlichkeit zur Seite. Die Punker legen den Finger direkt in die Wunde und stellen sich hier die Frage, wieso wir, als Gesellschaft, nicht aus der Geschichte lernen können. Knapp über einer Minute volle Power, schneller Gesang ohne Schnörkel.
Happy Birthday, Squama!
Und eins darf hier natürlich auf keinen Fall vergessen werden: Happy Birthday, Squama Records! Das Jazz-Label seziert seit 5 Jahren dieses weitreichende Genre auf ihre ganz eigene moderne und vor allem junge Art und Weise mit jedem Release. Doch zu diesem schönen Jubiläum bedarf es eher einen eigenen Artikel. Coming soon!
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