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Was hört die Stadt?! – Oktober

17. Oktober 20246 Min. gelesen

Das Oktoberfest ist vorbei und die Grippe zieht gespenstisch durch die Stadt. Doch das Leben geht weiter, die Musik spielt weiter. Echokammer feiert Jubiläum, von Fazer gibts ein neues Album und die Landlergeschwister machen Blasmusik-Träume wahr.   

Gehen wir rein! Das sind die neuesten Musiknachrichten aus München:

  • Das neue Album von Fazer überzeugt
  • Lang lebe der Underground, hoch lebe Echokammer
  • G.Rag & Die Landlergeschwister mit neuem Streich
  • Atemberaubende Klänge im Bergson-Konzertsaal
  • Kitzelt die Ohren: Das Debüt von Henny Herz 
Foto: Maximilian Schachtner

Leicht und aufbrausend zugleich: “Yamaha” von Fazer

Auf dem neuen Album „Yamaha“ von Fazer sucht man vergeblich nach dem Sound dröhnender Motorräder. Doch das Jazz-Quintett klingt wie ein gut geölter Motor, angetrieben von leichten Grooves. Diese gehen angenehm hinein ins Ohr und verbinden Jazz mit Indie und Psychedelic Rock. Die Musiker bringen verschiedene Hintergründe ein und so klingt der Opener „Foam” nach düsteren Jazz, „Apex” schon rockiger und „Rectifier” ist ein gelungener Ausflug in die warmen Rhythmen des Samba. Immer wieder gehen Trompete und E-Gitarre dabei ein harmonisches Zusammenspiel ein, was zweistimmige Themen hervorbringt. Smooth und schwebend hört sich das auf “1999” an, progressiv und komplex auf „Chrome”, mit die aufbrausendste Komposition.   

Hoch lebe der Underground mit Echokammer

100 Platten bei Echokammer, 100 mal Underground! Seit über 24 Jahren schwimmt Albert Pöschl mit seinem Label Echokammer im Herzen von Giesing gegen den Mainstream der Musikindustrie an. Mit eben nicht konformer Musik, die bizarr-grotesk ohne viel Gebrüll die Klischees der Genres anrempelt, wie der Autor Franz Dobler in seinen Glückwünschen schreibt. Disko, Punk oder Electro werden hier von Musiker:innen und Bands aus ganz Europa neu gedacht. Manchmal gewagt, manchmal gelungen, doch immer mit großer Lust für das Kontroverse. Auf die ganz eigene Weise entsteht so immer wieder Innovation. Umso mehr wurde dieses Platten-Jubiläum gefeiert. Mit einem durchaus waghalsigen Plan: 20 Bands an einem Oktoberabend im Kulturzentrum Giesinger Bahnhof. Doch wie so vieles vorher, gelang auch dieses Vorhaben. Dazu gibts ein besonders Schmankerl, die Jubiläumsplatte „100 Minuten in der Echokammer” lädt alle auf einen Trip durch den Underground ein. 

Blasmusik von Mulatu Astatke bis Malphino

Einer, der dort und überall in der Stadt und zwischen den Genres herumwuselt, nie still steht und auch auf der Jubiläumsfeier von Echokammer auftrat, das ist G.Rag. Mit seiner Blaskapelle „Die Landlergeschwister” hat er nun den sechsten Streich mit „Ins Freie” hingelegt. Die Posaunen prusten, die Tuba brummt, die Klarinette duselt. Diese Musik macht süchtig, denn sie ist gerade das nicht, was man von dieser Beschreibung erwartet. Nicht nur irgendwie bayerische Biergartenmusik zur Halben und Obazda. Sondern so verbindend im Einklang mit ganz unterschiedlichen Stilen und Assoziationen. „Emnete” ist für alle Fans eines gewissen Mulatu Astatke zum Dahinschmelzen. Wie der Großmeister des Ethio-Jazz wohl dieses Cover finden würde? Hier klingts krautig-bläserisch nach Can, da nach dem Cumbia von Malphino und auf „Durl Schottisch” dann doch auch mal ziemlich saftig bayerisch.   

Akustische Träume bei Bergson

Die Suche nach der perfekten Akustik kann manchmal zu einer ganzen Wissenschaft werden. Jazz, Techno oder Rock vertragen den Hall nicht so gut, Klassik kommt damit erst voll zur Entfaltung. Jede Musik mag es anders, doch im neuen Konzertsaal des Bergson Kunstkraftwerks sind nun alle Details herauszuhören. Individuell auf die Interpreten abgestimmt lässt sich die Akustik variabel einstellen. Dies sorgt für ein immersives Konzerterlebnis und lässt Töne räumlich ganz anders wahrnehmen. Bei der Eröffnung präsentierten sich die hauseigene Jazzrausch Bigband und das neue Bergson Phil. Von Jazz bis Klassik ganz unterschiedliche Frequenzen, die in diesem wahr gewordenen Traum von Akustik sich den Zuhörer:innen frei entfalten. 

Auf den Spuren der Nacht bei Henny Herz

Bei Folk-Musiker:innen kommt es oft so vor, dass sie gewisse Momente und Stimmungen in sich aufsaugen und später im Studio in die Tonspur hauchen. Dieser Eindruck kommt auch beim neuen Album „We All Heal At Night” der Münchnerin Henny Herz auf. Im tiefen Winter auf der ländlichen Einöde Tschechiens – eine Folk-Idylle par exellence (?) – entstanden erste Fragmente. Später – schon im Sommer – ganze Songs zusammen mit dem Multiinstrumentalisten Nicholas Stampf und einem alten Vierspurrekorder. Eine Entstehungsgeschichte, die Adrianne Lenker nicht besser hätte schreiben können, und genauso intim und einfühlsam klingt Herz. Ihre Songs schwirren rund um die Nacht, die Ruhe und die Gedanken im Schlaf, geben tiefen Einblick in die Seele. Perfekt für dunkle, verregnete Herbstabende. 

Und das Beste zum Schluss: Das Pop-Duo Roxette aus Schweden – echte Größen der 80er – plant auf dem Tollwood nächstes Jahr ihr großes Comeback zu geben. 

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Balthasar Zehetmair - Redaktion

Sucht den Sinn des Lebens in Bob Dylan Songtexten und findet ihn bei den Wildecker Herzbuben. Meistens in Schallplattenläden und immer mit Kopfhörern auf den Ohren zu sehen.

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