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Was hört die Stadt?! – September

19. September 20247 Min. gelesen

Draußen in Riem verschwindet die zauberhafte Adele-World wieder, Tokio Hotel löst beim Superbloom noch einmal Jubelstürme aus und mit dem kalten Tief geht so langsam der Sommer zu Ende. Doch in der Münchner Musikszene tut sich so einiges. Gleich drei Debütalben erblicken das Licht der Welt, Freddie Mercury bekommt ein Mosaik und der künftige Chefdirigent der Münchner Philharmoniker Lahav Shani setzt erste Akzente. Willkommen zu den Münchner Neuesten Musiknachrichten!

Gehen wir rein! Das sind die News im Überblick:

  • Freddie Mercury in Stein gemeißelt 
  • Raketenumschau zünden das Debütalbum
  • Künftiger Dirigent der Philharmoniker gibt Vorgeschmack
  • Popkultur von Robert Frank im Filmmuseum 
  • Feministischer Italo-Kraut-Rausch von Principess 
  • BYDE – Rock straight from Sendling

Freddie forever verewigt! 

Die wilden Jahre von Freddie Mercury in der Stadt sind nun für immer in Stein gemeißelt. Am Hotel „Deutsche Eiche“, dem Ort, wo der Frontsänger von Queen zwischen 1981-85 seine ausgefallensten Parties feierte, schmückt nun seine Silhouette die Fassade. Das Besondere dabei: Die Steinchen im Mosaik des italienischen Künstlers Franco Notonica funkeln in der Sonne in allen Regenbogenfarben. Ein echter Hörtipp ist das Album „Mr. Bad Guy“, das Freddie in dieser Zeit in den Musicland Studios im Arabellapark aufnahm. Die Songs sind voller Energie und einfach zum mitbrüllen. Ein Album, das nur so vor Lebensfreude sprüht. “Lets Turn It On!“

Durch die Stadt und das Leben mit Raketenumschau

Laut, schnell und mit weniger Funk und umso mehr Feel-Good-Indie starten Raketenumschau in ihr Debütalbum “Ist es die Euphorie?”. Ja, es ist die Euphorie, die volle Ladung beim Hören! Doch wir werden hier nicht nur mit Gitarrenriffs und Liebesträumen von “Rosamunde Pilcher” durch die Frauenhoferstraße gepeitscht, sondern auch sanft in den Arm genommen mit Texten, die nachdenken lassen. Am besten mit einem Augustiner im Mondschein auf “Kreativität” oder dem beflügelnden “Weißt Du Noch?”. Gleichzeitig klingt “Familienbowling” dagegen spaßig, aber irgendwie langweilig und “Kehrmaschine” nach einem mehr oder weniger gelungenen Ausflug in den Post Rock. Doch diese Songs schmeicheln und machen Freude, wahrscheinlich live noch viel mehr. Am 9. Oktober spielen Raketenumschau im Strom, also “Denk nicht zu viel drüber nach” und nichts wie hin! 

Der israelische Dirigent Lahav Shani wird ab 2026 die Münchner Philharmoniker leiten. ©Co Merz

Bruckner am Piano und Popkultur aus den USA

Die Isar weiter hinunter hat der künftige Chefdirigent der Münchner Philharmoniker erste Duftmarken versprüht. Der israelische Pianist und Dirigent eröffnete die neue Saison in der Isarphilharmonie. In einem ersten Konzert erklangen Bruckner und Bach, bevor eine zweite Aufführung den Bogen in die Moderne mit Werken von Dutilleux, Chin, Haim und Seltenreich spannte. Schnell zeigte sich, was das Münchner Publikum ab seinem Amtsbeginn 2026 zu hören bekommen wird: Mehr Ausflüge in die moderne klassische Musik. Harter Cut. Eine Reise in die Welt der Popkultur ist nun im Filmmuseum zu sehen. Ein Dokumentarfilm über Robert Frank entführt in die vielseitige Welt des amerikanischen Fotografen und Filmemachers. Dieser shootete für die Vogue, knipste die Rolling Stones im Rausch und produzierte Klassiker des Independent-Films, wie “Don’t Blink”. 

Principess: Die bayerische Antwort auf BLOND? 

Ein purpurrosa-poppiger Italo-Kraut-Rausch ist es dagegen das selbstbetitelte Debütalbum von „Principess” anzuhören.  Leicht italienische Anklänge auf “Tacchi A Sprillo” oder der “Stress” den richtigen Mann zu finden. Das Trio um Maria Moling, Julia Viechtl und Teresa Staffler räumt spielerisch leicht den Sexismus ab und jongliert mit überkommenen Rollenbildern in raffiniert-provokanten Texten. Mit ironischen Synthesizern sowie dominanten Bass untermalt und auch mal dialektischen Fetzen auf “Tutto Bene” könnte man meinen, das ist die bayerische Antwort auf BLOND. Gut, das Autotune auf “Rette mich” hätte nicht unbedingt sein müssen und manchmal ist der Italo-Sarkasmus zu streng. Doch es sind ausgereifte Songs und die Stimmen schmelzen auf dem Trommelfell nur so dahin. Das erste Konzert in der Roten Sonne ging ab und vielleicht startet “Balla Balla” voll durch. 

Mit einem aufregenden Debütalbum, „Principess“. ©Sophie Wanninger

Kleine Fußnote zwischendurch: Die Vorband “Sarkus Möder” sollten wir auch im Auge behalten. Da entsteht was Spannendes. 

BYDE – Fernab von Schick in Sendling

Zum Abschluss gehts nochmal hinein in die rauen Tiefen von Sendling. Denn fern von jeglicher Schick-Schick-A-Schickeria hat BYDE auf ihrem Debütalbum “Tanaco” absolut keinen Bock darauf sich festzunageln. Das hier drei Musiker spielen, die einfach Bock hatten was Geiles neues zu machen, merkt man schnell. Drei Urgesteine aus dem großen Gutfeeling-Kosmos haben sich zusammengetan und werfen ihre ganze Erfahrung in einen Topf. Jesus Lizard, 80er, Pop, Indie, Prog und natürlich ein gutes Gespür für die richtigen Akzente in den Stücken. Die Stimme ist druckvoll, die Gitarren klingen kompromisslos, hart, aber auch verspielt, schnelle Wechsel in Rhythmus und Breaks von den Drums. So neu und doch so retro, aber auf jeden Fall ein satter, voller Klang. Vielleicht der einen oder dem anderen bisschen zu viel, doch experimentierfreudige, neugierige Hard-Rock erprobte Ohren kommen hier voll auf ihre Kosten. 

Die Band BYDE, reichlich Erfahrung in der Münchner Independent Szene. ©Andreas Stabler

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Balthasar Zehetmair - Redaktion

Sucht den Sinn des Lebens in Bob Dylan Songtexten und findet ihn bei den Wildecker Herzbuben. Meistens in Schallplattenläden und immer mit Kopfhörern auf den Ohren zu sehen.

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