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Was hört München?! – April

3. April 20255 Min. gelesen

Die Saison der Hofflohmärkte läuft langsam wieder an und die Starkbierfeste sind in vollem Gange. In den Clubs wird gesund getanzt und es gibt viele neue Releases. Was ist so passiert im letzten Monat?

Mit Noise gegen das Patriachat: Debütalbum von Spinnen

„Den ewigen Moment genießen, der Stillstand berührt uns”, dies lässt Veronica Burnuthian zwischen hypnotischen Rauschen und Dröhnen erklingen. Die Gesellschaft verharrt in Normen und patriachalen Strukturen und das Duo Spinnen kracht mit noisiger Wucht und instrumentaler Begeisterung auf seinem Debütalbum „Warmes Licht” dagegen an. Doch diese Musik ist weit mehr als nur laut, sie überrascht und lässt viel entdecken. Der Gesang geht von flüsternd, ganz verwunschen auf „Träume”, bis wütend schreiend für mehr Selbstbestimmung, wie auf „Geister”. Die Texte spielen oft mit der assoziativen Macht des einzelnen Worts. Und zwischendrin, da bestimmen immer wieder kraftvolle und lebendige Instrumentalpassagen das Geschehen oder ganze Songs. Diese sind so dynamisch wie experimentell herausgearbeitet, loten verschiedene Klänge aus und lassen das Album so auf viel mehr Dimensionen als nur der des punkigen Protests gegen das System erfahren.

Veronica Burnuthian und Sophie Neudecker spielen seit vier Jahren im Duo Spinnen zusammen. ©Philipp Thurmaier

Zwischen Phantasie und Wirklichkeit bei Jakob Mühleisen

Leicht Bowie-esk dagegen mutet der Singer/Songwriter Jakob Mühleisen auf dem Cover seines vierten Soloalbums „The Tree” an. Auf den Songs dieses begrüßt eine Stimme, die zwischen vielen Emotionen schwingt. Das wird gleich am Anfang auf „It’s Alright” klar. (Tolle Bridge hier!) Mit einfachen Melodien, die so sorglos schön klingen, wie auf „Sleep Without You”, aber auch nur in Begleitung von Klavier oder Gitarre oder mit Band, wie auf dem Titelsong, singt uns Mühleisen ins Gewissen. Nimmt uns mit in die grenzenlosen Weiten der Phantasie und prallt wieder in der harten Wirklichkeit des Lebens auf. So viel Schmerz und Schönheit zugleich, das steckt, wie im Leben so in diesen Songs. Bei manchen Stücken hören wir den englischen Texten genau zu, bei anderen gehen wir einfach mit dem Flow, lassen uns von dieser sanften Stimme einfach auffangen.

Blanko Malte – Schulden

In den 1970er Jahren gab es einst JJ Cale, der mit seinem bluesigen Gitarrensound alle entspannt hat. Diesem Vibe will Blanko Malte auf seinem neuen Track „Schulden” nachempfinden. Und dieses Laid-Back-Gefühl gelingt und steht ihm sehr gut. Mit ein paar Joints und Bierchen im Proberaum an der Landsberger Straße aufgenommen, rauschen die Güterzüge vorbei und schon entstand daraus die erste Zeile. Alles klingt spontan getextet und gejammt, nicht so überproduziert. Einfach angenehm entspannt.

Miriam Hanika – Der nackte Kaiser

Die Ohren kleben an den Lippen der Chanteuse und Oboistin Miriam Hanika. Und beim Titel „Der nackte Kaiser”, da kommt doch gleich der Gedanke an das Andersen-Märchen „Des Kaisers neue Kleider” auf. So verwunschen klingt dazu Dandelion Quintett, doch die Worte im Text, so klar und schön vorgetragen, sind aktuell. Schon seit dem letzten Kaiser hält die patriachale Unterdrückung an. Es wird dagegen gedichtet und gesungen, doch bewegt sich wenig.

Tociero – Uff Madame

Auf der Suche nach dem Soundtrack für die wärmeren Tage könnte das ein heißer Anwärter sein. „Uff Madame” geht sofort rein, der Beat schwebt über den Asphalt wie die Reifen der Vespa und die Flows rollen leicht dahin. Gewiefte Zeilen zum Studentenleben, ehrlich und mit politischer Prise gewürzt. Doch vor allem verspielt und mit guten Vibes zwischen WG-Party, Bib, Club, Nudeln mit Pesto und philosophischen GEN-Z Gesprächen.

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Balthasar Zehetmair - Redaktion

Sucht den Sinn des Lebens in Bob Dylan Songtexten und findet ihn bei den Wildecker Herzbuben. Meistens in Schallplattenläden und immer mit Kopfhörern auf den Ohren zu sehen.

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