Die Freibäder sind voll und das Eis tropft über die Hand. Die Stadt lebt die Vielfalt und einige neue Sounds sind da. Was ist so los in der Münchner Musikzene? Von Blues über freudigen Pop bis Rap über Thomas Mann – es gibt viel zu entdecken!
Manischer Blues von ZerbO
„Hier war mal wirklich was los“ singt Other mit etwas Wehmut dem „Arabellapark” hinterher und wünscht sich insgeheim die berühmten Musicland Studios zurück. Damals der Fortschritt, glänzend schön, und heute…der manische Bluesrock von ZerbO auf ihrem neuen Album „Mit schönem Gruß der Direktion”, der nach der alten Welt sucht und in der neuen nach Luft ringt. Die Gitarren von Zerbastian treffen hart und satt auf die Realität, die Harp von Other flieht sich in hypnotische Soli – ganz wunderbar auf „Nie zu spät” –, an den Drums ist Vieti Vieten kompromisslos. Das klingt mal nach Hard Rock, mal nach Boogie ganz à la Canned Heat oder so funkig süß, wie auf „Nur für Geld”, wo Giorgio Moroder gleich wieder sein Studio aufsperren würde. Handgemacht, rau und rasend schön, das ist die Musik von ZerbO. Vielleicht ist die Lösung am Ende ganz einfach ein paar Kilometer weiter: „Komm in den Perlacher Forst”, wo uns das Leben gehört. Komm in die Arme von ZerbO.
70er-Jahre zerstückeln bei The Sound of Money
Wo der Perlacher Forst ist, da ist Giesing nicht weit und dort kommt aus dem Hause Echokammer neue Musik, die ganz in 70er-Jahre Pop-Nostalgie schwelgt. Mit höllisch-exorzistischen Spaß zerfieseln hier The Sound of Money auf ihrem neuen Album „Two: Rhyme On” das Jahrzehnt von Disco, Krautrock und Glam. Die beste Musik aus einem Jahrzehnt in den Mixer werfen und schauen, was rauskommt, das ist – salopp– hier das kreative Konzept. Beispiel gefällig? Gleich im Opener „Dr. Dr. Themefart, Frustrating Himself, Posed as Gay Old Nazi SS“ schwirrt Ziggy Stardust herum. Doch mal abseits dieser grotesk-skurillen Reminiszenz gesehen, erwartet hier ausgefallene Musik mit viel Experimentierfreude. Da ist der charmante, nico-eske Gesang von Claudia Kaiser, die Gitarre von Albert Pöschl, die so bluesig wie rockig klingt oder Martin Lickleder der hier Disco mit Kraftwerk verschmelzt. Also macht euch auf die Suche, welche verzerrten Klassiker ihr aus den 70er Jahren wiedererkennt. Viel Spaß!
Schnell reingehört: Neue Singles von Digital Carbs, DaWarWas und Saguru

Digital Carbs – Head in the Clouds
Eine Gradwanderung zwischen Abgrund und Wahnsinn ist die neue Single „Head in the Cloud” von Digital Carbs. Was fast schon cinematisch schön anfängt, gleitet in Destruktion ab, um dann wieder aufzutauchen. Ist diese gespaltene Welt noch zu fassen oder hilft nur noch die Flucht in surrealistische Tagträumerei? Im ständigen kompositorischen Auf und Ab verhandeln Digital Carbs diese Frage und bauen dabei musikalische Leinwände auf, die uns verführen.

DaWarWas – Free in the City
Witzig und doch so realistisch zugleich fängt die neue Single „Free in the City” von DaWarWas die Liebe für den Sommer in München ein. Durch die Stadt radeln spätabends bei lauen Temperaturen, Gemütlichkeit und viel Leben in den Straßen, ja und dann auch hohe Mietpreise. Mit viel Schwung und mit Bläsern bringt DaWarWas die Lebensfreude aufs Tonband ohne die Ohren vor den Problemen zu verschließen. Doch so teuer die Stadt auch sein mag, so schön strahlt sie im Sommer doch auch.

Saguru – Sunset
Wo ist es hin, das Glück? Wann habe ich mich verloren? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Saguru auf seiner neuen Single „Sunset”. Poetisch und sehnsuchtsvoll blickt der Musiker zu sanften Indie-Folk Klängen in das Innere seiner Seele. Die Stimme so sanft wie ein Sonnenuntergang nach einem aufgewühlt heißen Sommertag. Am Ende liegt die Antwort auf tiefe Gedanken in der Schönheit eines prägnanten Gitarrensolos, das so erlösend voller Hoffnung hier erklingt.
Zwischen Thomas Mann, Partys und Dating-Chaos bei Rubzz
Alles brüskiert sich mit dem Weltliteraten Thomas Mann und Ruben liest Tod in Venedig, wenn die Sonne scheint. Die Reime flowen dahin bei Ruben alias Rubzz zwischen Laid-Back und Club-Sound auf seiner neuen EP „Zwischen Freude und Tränen”. In „Tod in Venedig” gehts um die Fam und das Greifen nach den flüchtigen Momenten. Fast schon melancholisch sinierend. Aufgedreht auf der Party wird dann auf „Polo Pink“, um am Morgen wieder verklatscht in den Spiegel zu schauen. Die Rap-Parts sind akkurat und nicht nur schroff auf den Beat vorgetragen, sondern jeder Song auf der EP hat seinen Charakter und die Texte drücken Emotionen aus ohne zu kitschig zu werden.
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