Bob Dylan stürmt die Kinos, die Wahl ist vorüber und in München treibt der Fasching – etwas zaghaft. Aus der Musikszene der Stadt gibt es einige neue Releases, Nachrichten aus dem Kulturreferat und ein queeres Musical. Was ist so passiert im letzten Monat?
Gehen wir rein! Hier sind die neuesten Nachrichten aus der Münchner Musikszene:
- Multitalent Maria de Val mit neuem Album
- La Cage aux Folles: Queerer Musical-Klassiker in München
- Spannende Single von Squat Box, Covves und Enji
- Kasperletheater im Kulturreferat
- Günther Sigl mit zweitem Solo-Album
Von Südtirol bis 80er Jahre Pop: Das neue Album von Maria de Val

Maria de Val kann vieles: Viele Instrumente spielen, in mehreren Sprachen singen – ladinisch, italienisch, deutsch, englisch – und auf ihrem neuen Album „Mëda Medusa“ so viel in ihrem Sound verbinden. Auf „Ciao Ciao Bella Ciao“ eine Anspielung auf einen Italo-Pop-Klassiker mit Gedanken zur Zukunft Europas, experimentell geht es um toxisch-romantische Beziehungen auf „As We Both Knew Before“ oder so ein bisschen 80er-Jahre auf „Stone in the Rubble“. Es ist sehr faszinierend, wie die Sängerin, Multiinstrumentalistin, in ihren Songs einen politisch-sozialen Blick auf die Gegenwart mit einem organischen Sound vereint, in dem immer wieder spannende Details zu entdecken sind. So erklingt der Song „Nia Tüa“ auf Ladinisch, denn Maria de Val singt nicht nur mit ihrer so bunt mäandernden Stimme über Zukunft oder Gesellschaft, sondern hält auch immer ihr Aufwachsen in einer Großfamilie im Herzen der Südtiroler Alpen, ihr musikalische Vergangenheit mit Stolz im Blick.
La Cage aux Folles: Queerer Musical-Klassiker in München

Queere Kultur und München, das passt! Und so verspricht auch das Musical „La Cage aux Folles“ das nun am Gärtnerplatztheater läuft ein Erfolg zu werden, der genau auf den Geschmack der Stadt passt. Die Dragqueens stürmen die Bühne beim Stück über ein schwules Ehepaar, das sich gegen die ultrakonservativen Eltern durchsetzt und das bereits 1973 uraufgeführt wurde. Zeitlos aktuell spielt das Stück im Frankreich der 1970er Jahre, wo die Homosexualität noch strikt verboten ist, und begehrt auf. Die Inszenierung ist zum Teil bieder und mit wenig Bezug zur Aktualität, wie die Kritiker bemängeln, doch trotzdem ist das Musical mittlerweile ein Klassiker der LGBTQIA+-Bewegung und eine Speerspitze der Toleranz und Vielfalt.
Schnell reingehört: Neue Singles von Squat Box, Covves und Enji

Squat Box – 2Go
Soziale Beziehungen gehören gepflegt, immer wieder entstaubt und sollten ein Wohlfühlort sein – so wie die eigene Wohnung. Punkig und grungig greift dieses Thema die Band Squat Box auf. Die Gitarre ist angespannt und platzt, der Gesang verwischt leider etwas im Ohr, ruhig und kraftvoll zugleich die Drums. Ein rauer Sound der doch schon auch umarmt, die Seele wärmt. Und ein weiterer Song der sich der Social-Care widmet, scheint so ein Trend zu sein gerade.

Covves – Fever
Sind wir nicht alle heimliche Fans von kleinen Synthie-Solos? So eingängig, leicht wavig catcht das auf diesem Song total. So ein leichter Hauch Disco weht, die Gitarren schimmern, alles ein bisschen sphärisch, aber nicht zu monumental aufgebauscht. Ganz lässig treibt man mit den Covves in den Frühling. Dabei ist das Thema im Text wieder so schwer: Es geht um den Verlust eines Freundes und Erinnerung und Nostalgie. Doch der leichte Sound lässt das gut verdauen ohne es herunterzuspielen

Enji – Ulbar
Dieser Stimme willst du einfach zuhören, sie umschmeichelt das Ohr und die Stimmung, wie eine aufgehende Sonne. Ruhe, Hoffnung, Harmonie. Mit sanften Piano und E-Gitarre, so klar und unaufdringlich, fließt das Lied dahin. Die mongolische Sängerin Enji klingt lebendig, modern und verwebt in ihrem Sound viel Tradition ihrer Heimat. „Ulbar“ bedeutet auf Mongolisch den Wechsel vom Tag in die Nacht. Eine sanfte, bittersüße Metaphorik, die dem Song viel Tiefe verleiht.
Kasperletheater im Kulturreferat
Gut, wenn wir hier über die Musikszene der Stadt sprechen, kann die Kulturpolitik nur schwer außen vor gelassen werden, auch wenn im Kulturreferat mal wieder herumkrawallt wird. Hier herrscht mächtig Personalchaos. Die große Frage diese Wochen ist: Wer folgt dem derzeitigen Referenten Anton Biebl im Sommer nach? Nun löste Florian Roth eine ordentliche Blamage-Flut aus. Der potenzielle Kandidat muss nach einem Gerichtsverfahren nun doch von diesem Vorhaben abweichen. Im Rathaus kursiert derzeit der Begriff „Kasperltheater“, wenn es um die Auswahlverfahren für die Posten geht und wie diese in Zukunft besser strukturiert werden können. Eine behördliche Farce die sich zieht, aber Fakt ist, im Kulturreferat brauchts in diesen Zeiten dringend einen Nachfolger. Der nicht nur kürzt, sondern auch aufblühen lässt.
Rock’n’Roll, Bayern und Helles bei Günther Sigl
Doch wenn alle Stricke reißen gibt es immer noch die bewährten Klassiker. So ein Urgestein ist auch Günther Sigl, der nun mit seiner Band auf seinem zweiten Solo-Album „Gefühlsecht“ (ja, bisschen kitschiger Titel) beweist, dass er es noch kann. Wie damals zu besten Zeiten in der Spider-Murphy Gang. An den Instrumenten hochkarätig besetzt erklingt gschmackig bayerischer Gesang. Einfühlsam zum Mitwippen schöner Rock-n-Roll und Pop, persönliche Balladen. Eine Legende in der Musikszene der Landeshauptstadt, die nicht nur bei den Ü60ern Nostalgie hervorruft, sondern sicher auch (mit einem leicht ironischen Lächeln) bei der jüngeren Generation zünden kann. Denn so experimentell und unkonventionell manche Musik aus München kommt und so schön das in seiner Vielfalt auch ist, manchmal braucht es einfach wohlig warme bayerische Heimat und Tradition, genau das bietet dieses Album von Günther Sigl. Dazu Obazda, Brezn, Sonne und ein Helles. Schon ist die Welt wieder ein kleines bisschen in Ordnung.
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