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Was hört München?! – Mai

13. Mai 20254 Min. gelesen

Die Temperaturen steigen, die Bäume sprießen saftig grün und mit diesen aktuellen Releases aus der Münchner Musikszene lässt sich der Frühling so richtig genießen. Was war so los im letzten Monat?

Schwung und Spaß auf dem neuen Album von Los Poppos

Wenn eine Band, ein Ensemble, zur Philosophie des Gutfeeling-Labels perfekt passt, dann sind es wohl Los Poppos, die ihr drittes Album nun bei den Münchner Indies herausbrachten. Gemeinsam Musik machen, Spaß haben und manchmal auch leicht skurril. Das Orchester, das einst, vor rund 30 Jahren als Trio mit Musik fürs Theater begann, posaunt und groovt pompös voller jazzigen Sing-Sang los. Es entsteht auf elf Songs eine unheimliche Gaudi so theatralisch wie orchestral. Die Stimmen von Fuzzy Washington und Giulietta di Monaco haken sich unter und schwingen im Takt zu neapolitanischen Volksrhythmen auf „Napoli“. Elvis Presley, Samba oder Latin sind hier versammelt. Volle Energie und so viel zu entdecken.

InsSchlosswollen: Vom Baader-Café und dem langsamen Kuss

Hinter der Musik dieses Namens, der an den Kafka-Roman „Das Schloss” angelehnt ist, steckt Max Weigl, ein vielschichtiger Charakter, der neben Kurzgeschichten seine Texte aus Tagebucheinträgen speist. Diese beobachten akribisch das turbulente Leben der Mittzwanziger zwischen Fridays for Future, Situationship-Herzschmerz und Protest gegen rechts. „Slow Küssen“ hat Moshpit-Potenzial und rühmt die langsame Romantik. Die Stimme von Weigl, der schon früh bei den Post-Punkern Endlich Rudern durchstartete, klingt meist kalt und New-Wave-inspiriert, auf „Innenstadtverkehr“ dagegen poetisch warm, wie beim jungen Frank Spilker. Roh, unprätentiös wollen diese Songs klingen, ohne Hochglanz und mit einem Hauch Intellektualität. Da passt ein Song über das „Baader Cafe“ perfekt rein. Passend dazu bezeichnet Weigl seine Musik als Schnauzer-Indie.

Malva – Ich kann tanzen

Auf der neuen Single von Malva blicken wir in uns hinein, in unser gespaltenes Inneres. Der Text, so einfach wie scharf, fast schon existentialistisch, stammt aus der Feder des österreichischen Liedermachers Georg Kreisler. Obwohl schon aus dem Jahr 1972 ist die Thematik auf „Ich kann tanzen“ immer noch aktuell – und Malva gibt dem ganzen ihren eigenen künstlerischen Anstrich. Das klingt modern und so leicht wie die Bewegungen der Ballerina vor dem Spiegel.

Lener – Another Life

Die Fender Strat ist angeschlossen, die Drums kicken rein und Lener bringt die Saiten zum Heulen und Kreischen. Als stoische Beobachterin einer Generation zwischen Selbstoptimierung und Punk fängt die Indie-Rockerin hier das ein, was hätte sein können. Wenn, wenn, wenn, es donnert an gegen die Entscheidungen, die nicht getroffen wurden. Mit Lener und dieser Single lässt es sich einfach leben, ganz im Moment, ohne viel Nachdenken oder Bereuen.

Brainscha – Alone

Zeitlos destruktiv, ganz im Stile von The Who, geht es auf der neuen Single von Brainscha zu. Die Band verbrannte ihr ganzes (wohlgemerkt altes) Equipment im Musikvideo. Die Flammen stehen symptomatisch für das ganze Chaos mit den Gefühlen, das auf „Alone“ zum Ausdruck kommt. So explosiv wabert der Sound dahin und alles bricht heraus. Das klingt ganz ansteckend nach Blink-182 oder so creepig wie Radiohead auf ihrem ersten Album.

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Balthasar Zehetmair - Redaktion

Sucht den Sinn des Lebens in Bob Dylan Songtexten und findet ihn bei den Wildecker Herzbuben. Meistens in Schallplattenläden und immer mit Kopfhörern auf den Ohren zu sehen.

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